Air France will in den Hochgeschwindigkeits-Zugverkehr einsteigen

  • Moin,


    gerade eben sah ich bei Tagesschau.de folgenden Artikel:
    http://www.tagesschau.de/wirtschaft/airfrance100.html


    Er besagt, dass die französische Fluggesellschaft Air France plant, in den europäischen Hochgeschwindigkeitsverkehr, hier besonderer Fokus auf die Strecke Paris - Amsterdam, einsteigen will.


    Ich lasse das jetzt mal so stehen, vielleicht will ja jemand seine Meinung dazu äußern ;)


    Gruß
    ultra.

  • Also ich kann mir nicht vorstellen, daß es bei Paris-Amsterdam bleiben wird. Die Air France weiß, daß der innereuropäische oder gar nationale Flugmarkt angesichts explodierender Kerosinpreise immer weniger werden wird, die großen Zeiten der Billigflieger sind jetzt schon vorbei. Die Schiene, gerade der Hochgeschwindigkeitsverkehr, ist da häufig eine Alternative. Hochgeschwindigkeitsverkehr ist notwendig, um Reiserelationen, die bei 400 Kilometern und aufwärts liegen, auf dem Boden zu halten. Und dieser Markt wird für Kapitalinvestoren angesichts liberalisierter Schienennetze sehr interessant. Ein ähnliches Projekt gibt es ja auch in Italien und heißt NTV. Das hat nichts mit dem RTL-Nachrichtensender zu tun, sondern ist eine Firma, die in einigen Jahren zunächst innerhalb Italiens Hochgeschwindigkeitsverkehr betreiben wird. Einer der Besitzer ist Luca di Montezemolo, der in Deutschland vor allem als Ferrari-Präsident bekannt sein dürfte. Wobei auch hier klar sein dürfte, daß Montezemolo spätestens nach der Fertigstellung des Brennerbasistunnels nach Deutschland reinfahren wird. Kurzum: Die monopolartige Stellung, die die DB Fernverkehr AG momentan hat, wird sie nicht dauerhaft behalten können. Bei NTV will sie als Minderheitsaktionär einsteigen, mehrere andere europäische Ex-Behördenbahnen möchten das auch, ganz einfach, weil sie wissen, daß hier ein potentieller Konkurrent wächst. Auch Air France will ja nicht alleine auf die Schiene, sondern gemeinsam mit Veolia, für den französischen Mischkonzern wäre das die Gelegenheit, in den Hochgeschwindigkeitsverkehr einzusteigen.


    Wenn ich immer sage, daß ein eigenwirtschaftliches Fernverkehrsnetz von niemandem betrieben wird, dann liegt die Betonung wirklich auf Fernverkehrsnetz, etwas das wir in Deutschland in Ansätzen immer noch haben, aber nicht behalten werden. Der Hochgeschwindigkeitsverkehr wird aber, anders als der Fernverkehr in der Fläche, sehr wohl eigenwirtschaftlich betrieben und hier sehe ich auch potentiale für einen echten Wettbewerb. Fahre ich jetzt um 14:15 mit der DB von München nach Nürnberg oder lieber um 14:25 mit NTV? Immer natürlich unter der Voraussetzung, daß der Staat die dafür notwendige Eisenbahninfrastruktur bereitstellt und unterhält. Denn im Unterschied zum nationalen oder europäischen Flugverkehr ist die Eisenbahn zwischen den Bahnhöfen sehr wohl auf Infrastruktur angewiesen.

  • Tja, die Chance, bei NTV einzusteigen ist für die DB Fernverkehr AG nun vertan. Die SNCF, die bereits seit längerem weit nach Deutschland hineinfährt, ist neuer Minderheitsaktionär bei Montezemolo und Co.


    Es wird daher nur eine Frage der Zeit sein, bis auf den deutschen Hochgeschwindigkeitsstrecken richtiger Wettbewerb läuft. Wenn etwa die DB Fernverkehr AG den Köln/Bonner Flughafen nicht ausreichend bedient, dann werden es andere tun, bevor sie mit ihren Hochgeschwindigkeitszügen auf die Westerwaldachterbahn abbiegen, wenn die DB Fernverkehr AG zuviele Züge um den Kölner Hauptbahnhof rumlenkt, um im Deutzer Keller Zeit zu sparen, dann werden andere den Hauptbahnhof anfahren. In einigen Jahren wird es im Hochgeschwindigkeitsverkehr auf der Schiene einen ähnlichen Wettbewerb geben wie in der Luft.