Mit 2005 geht ein für die deutsche Bahnsoftwareszene wenig erfolgreiches Jahr zuende: Viele vielversprechende Simulatorprojekte verschwanden in der Versenkung, wenig neues kam nach.
Eine schwere Geburt hat der Loksim3D hinter sich. Weitaus länger als erwartet zogen sich die Betatests der Version 2.4 hin. Mit dem überarbeiteten Bremsmodell und den neuen Editorfunktionen hat er sich zwar einen Spitzenplatz unter den realistikorientierten Simulationen gesichert und auch die Entwicklung neuer Strecken und Führerstände erhielt Auftrieb, doch kann er sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen: Weitere Simulatorfunktionen wie Gegenverkehr oder zufallsgesteuerte Fahrwege sind nötig, wenn er weiterhin erfolgreich gegenüber anderen Simulationen bestehen will.
Wenig spektakuläres beim Zusi, der 2005 mit verbesserten Ladezeiten für Strecken auftrumpfte. Doch es scheint die "Ruhe vor dem Sturm" zu sein, denn die kurz vor Jahreswechsel aufgetauchten Informationen zu Zusi3 zeigen, dass die neue Version konkrete Forman annimmt und uns vielleicht schon 2006 ins Haus steht. Sollte sie halten was sie verspricht, dürfte das grafisch im Moment noch betagt wirkende Programm sicher auch viele Anhänger anderer Loksimulatoren überzeugen können.
Der MSTS wurde schon häufig totgesagt, doch dank der großen Auswahl verfügbarer Strecken und Rollmaterials konnte er sich auch 2005 behaupten. Produkte wie die "U-Bahn Berlin" versuchten noch einmal, das Letzte aus dem an sich nicht mehr zeitgemäßen Programm herauszuholen. Ob MSTS auch 2006 ein Publikumsmagnet bleibt, wird nicht zuletzt vom Erfolg oder Mißerfolg von TRS/PTP abhängen.
Alten Wein in neuen Schläuchen verkaufen "Bluesky Interactive" mit Pro Train Perfect, hinter dem sich in Wirklichkeit die aktuelle Version von Trainz, also TRS 2006, verbirgt. Durch ungeschicktes Auftreten in der etablierten Trainz-Szene und mehrfache Veröffentlichungs- Verschiebungen hat sich der deutsche Distributor dort keinen guten Namen gemacht, doch hofft man, TRS/PTP durch das Angebot deutscher Strecken als kommerzielle Add-Ons hierzulande zu etablieren. Ob das gelingen wird, muss sich 2006 zeigen.
Schlechte Zeiten für das hoffnungsvoll gestartete BVE. Schien dem Programm dank der neuen BVE4- Funktionen eine glänzende Zukunft beschert, sorgte der Rückzug des aktivsten deutschen BVE-Entwicklers, Martin Finken, sowie einige "eingeschlafene" Streckenprojekte für sinkende Popularität hierzulande. Während es in Japan und Großbritannien nach wie vor eine breite Basis gibt, droht der vor allem von den Fahrgeräuschen her immer noch erstklassige Simulator in Deutschland in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden.
Deutlich ruhiger ist es um die potentiellen MSTS-Nachfolger geworden. Kujus Rail Simulator wurde zwar mit großem Werbeaufwand vorgestellt, doch wirkliche Informationen über Funktionsumfang, enthaltene Strecken und Loks fehlen nach wie vor. Eine Veröffentlichung in absehbarer Zeit ist kaum zu erwarten.
Ebenso spärlich fließen Informationen über den MSTS-kompatiblem Train Master Train Simulator. Bis auf einige Projektbilder gibt es dort ebensowenig konkretes.
Völlig "eingeschlafen" scheint hingegen der Train Artisan Simulator, auf dessen Internetseite 2005 keinerlei neue Informationen aufzufinden waren.
Die größten Verlierer waren 2005 die kleinen Programme: Die Wiedergeburt von Zügig scheiterte, der als "Open Source"-Projekt anfangs hochgejubelte schwedische SST verschwand sang- und klanglos von der Bildfläche. Ein besonders schmerzhafter Verlust waren die beiden schon recht weit gediehenden und für ihren hohen Realitätsgrad gelobten Programme Maszyna EU07 aus Polen und der englische SpoorSim, bei denen die Entwickler sich zurückzogen.
2006 wird das besondere Interesse wohl auf der Weiterentwicklung von PTP und dem möglichen Erscheinen von Zusi3 liegen. Der Trend weg von Freeware- und hin zu kommerziellen Programmen ist leider unübersehbar. Loksim3D als dominierendes deutsches Freewareprogramm wird bezüglich seines Funktionsumfangs, aber auch seiner angeschlagenen Fangemeinde, einige Anstrengungen unternehmen müssen, wenn er in der Bahnsimulationswelt Bestand haben will.
