Unweit Włoszczowa Północ ist es zu einem Frontalzusammenstoss zweier Zuege (IC und IR) gekommen. Die Vmax an der Stelle betraegt laut Presse 160km/h, die Zuege waren beide je ca. 50% ausgelastet. Aktuell ist die Rede von 60 Verletzten und zwei Todesopfern, die Bilder sehen sehr wuest aus, ich vermute jedoch dass die beiden Tf schlimmeres verhindert haben mit Bremsungen. Eines der beiden Streckengleise ist gesperrt (Bauarbeiten) und die Strecke verlaeuft in dem Bereich weitgehend schnurgerade - sprich sofort bei Erkennen eines Zugspitzsignales ist klar, dass etwas nicht stimmt. Dass noch einige Wagen im Gleis stehen, und natuerlich die Zahlen deuten nicht auf einen ungebremsten Zusammenstoss. Ich will mich nicht in Spekulationen versteigern, und angesichts des technischen Standes der Strecke ist der im ersten Moment naheliegende Vergleich mit Dahlerau hoechstwahrscheinlich verkehrt.
Die Schadensausmasse sind hier zu sehen:
http://www.youtube.com/4bKmJdCsZrs
http://www.youtube.com/1M_D9Ma6w-s
/Edit PatrickR: Aus rechtlichen Bedenken Videos in Links umgewandelt.
Die Aussagen der Zeugen sowie der Rettungskoordinatoren zeichnen das Bild einer geordneten Rettungsaktion.
Laut einem Fahrgast fuhr sein Zug ca. 120 oder 130km/h, dann kam es zur Schnellbremsung und kurz darauf zum Aufprall. Das Zugbegleitpersonal reagierte entschieden und besonnen, rief erst dazu auf den Zug nicht zu verlassen, erfasste die Lage und koordinierte erste Hilfsmassnahmen durch die unverletzten Fahrgaeste. Die Rettungsaktion verlaeuft wohl sehr koordiniert und sehr entschieden mit vollem technischen und personellem Aufgebot, es wird daran erinnert dass auch sich wohl fuehlende Fahrgaeste unbedingt sich medizinisch untersuchen lassen muessen usw.
Anscheinend stimmt meine Info nicht, es sind wohl beide Gleise befahrbar. In dem Fall, k.A. warum ein Zug im Ggl war.
SPIEGELonline - Tote und Verletzte bei Zugunglück in Polen
Gazeta: Bilder der Zuege und der Rettungsaktion
Auch die Vmax an der Stelle stimmt nicht, es sind anscheinend 'nur' 120km/h; es ist nicht die CMK direkt sondern eine abzweigende Verbindungsstrecke in Richtung Krakau. Beide Zuege (IR Warszawa-Kraków/Warschau-Krakau und IC Przemyśl-Warszawa/Premissel-Warschau) sind lokbespannte Reisezuege Lok voraus, IC mit 7 Wagen, IR mit 4 Wagen. Sieht man sich die Bilder an, duerften die Tfz hier durchaus als lebensrettende Knautschzone gewirkt haben. Inzwischen wird von 60 Verletzten, darunter 36 Schwerverletzte, und 6 Todesopfern berichtet.
Inzwischen ist die Rede von 13 Toten und ca. 40 Schwerverletzten bei 59 Verletzten insgesamt. Im IC befanden sich laut Reservierungsliste von PKPIC ca. 250 Personen, fuer den nicht reservierungspflichtigen IR gibt das EVU PKPPR einen Schaetzwert von 120 an. In der oeffentlichen Meinung wird uebrigens gemutmasst, der Unfall sei der verwahrlosten Infrastruktur verschuldet in welche man lieber das ganze Geld haette stecken sollen anstatt es in Euro2012-Wahnsinn zu versenken. Des weiteren wird auch auf die Zerschlagung und Privatisierung der PKP gezeigt, welche im Gegensatz zur DB kein integrierter Konzern sondern ein Haufen sich gegenseitig bis aufs Blut bekaempfender Konkurrenz-EVU ist.
Gazeta: Unkommentiertes Video vom Rettungseinsatz
Ich wuensche den Helfern viel Durchhaltevermoegen, den Verletzten gute Genesung und allen dass ich morgen frueh nicht noch hoehere Zahlen aus meiner Heimat zu vermelden habe.
Leider doch. 15 Tote, ca. 50 Schwerverletzte, davon 3 im kritischen Zustand und im kuenstlichen Koma. Die Rettungsaktion hat gegen 4 Uhr geendet und ist jetzt eine Bergungsaktion, man hofft keine Menschen mehr zu finden ausser der 15. Leiche, die noch nicht geborgen werden konnte.
Die weniger beschaedigten Waegen wurden entfernt
Verblieben sind die schwerstbeschaedigten Waegen und die Loks, die von einem Hilfszug zerlegt werden sollen
Laengs des Gleises gesehen zeigt sich die gesamte Wucht
16 Tote und ueber 50 Verletzte sind die Bilanz des Unfalls, welcher nun mit zweitaegiger Staatstrauer offiziell betrauert wird. Entgegen kurzzeitig aufgetauchter Meldungen sind wohl alle Kollegen vom Lokpersonal (IC: Tf, Tfzb, IR: Tf) verstorben.
Erste Mutmassungen ueber den Unfallgrund sind bereits im Umlauf, die Presse reicht die Aussagen eines Fachbloggers zum Thema Bahn um: Die Strecke ist mit halbautomatischem Streckenblock ausgeruestet, der eine Fahrtzulassung aus zwei Richtungen auf ein Streckengleis nicht zulaesst. Aufgrund von Bauarbeiten, die zur Erhoehung der Streckengeschwindigkeit auf 150km/h dienen, duerfte dieser dauerscharf sein, die Fahrt muss dann mit Ersatzsignal zugelassen werden (analog unserem Zs1). Durch menschliches Versagen bei der Kommunikation oder der Ausfuehrung der Abmachungen haetten beide Zuege Ersatzsignal bekommen, der IC an der Zmst Sprowa und der IR an der Zmst Starzyny. Eine vor dem Unfallort liegende Kurve, die Dunkelheit und die Kenntnis dass Bauarbeiten stattfinden duerften dann verhindert haben dass das sichtbare weisse Licht als entgegenkommendes Zugspitzsignal auf dem gleichen Gleis identifiziert wurde. Darueberhinaus wird beklagt, ETCS-Fuehrerstandssignalisierung haette das deutlich unwahrscheinlicher gemacht. Darauf moechte ich nicht naeher eingehen, dafuer weiss ich ueber die Struktur von ETCS zu wenig. Aber bei der LZB koennen menschliche Fehler die Sicherheit aushebeln, und da es keine absolute Sicherheit geben kann, wird das bei ETCS auch der Fall sein. Und sei's weil jemand einen Befehl diktiert der nie gegeben werden duerfte. Dennoch ist das Fazit des Mannes, mit ein Grund duerfte die unterinvestierte, technisch verfallende Infrastruktur sein, einleuchtend. Auch wenn es, so denn diese Theorie stimmt, mit diesem Unfall nichts zu tun hat, so ist allgemein festzuhalten dass Polen eine moderne Sicherungstechnik dringend braucht. SHP ist von der Sicherheit noch unter dem britischen AWS anzuordnen.
