Brücke in Österreich eingestürzt

  • Hallo zusammen,


    ich kann mich Uwe seinem Beitrag nur anschließen. Es ist in keinster Weise irgendwie witzig, das eine Brücke einstürzt, zumal es auf einer stark frequentieren Strecke noch passiert ist.
    Man sollte sich mal vorstellen was passiert wäre, wenn die Brücke in dem Moment herunter gekommen wäre wo der Zug drunter durch gefahren ist? Familien hätten ihre Angehörigen verloren oder gar komplett ausgelöscht worden, Kinder hätten ihre Eltern vielleicht ihre Geschwister verloren. Ein unermessliche menschliche Leid wäre entstanden. Überlebende wäre traumatisiert gewesen und könnten unter Umständen einen normales Leben gar nicht mehr führen. Vielleicht hätte eine Familie ihren Ernährer verloren. Die daraus entstanden finanziellen Folgen wären verheerend gewesen, wenn plötzlich das Geld für Miete, Lebensunterhalt etc. nicht mehr das ist.
    Und das aller Schlimmste ist, das keiner Verantworten dann mal den Mut hat zu sagen, ja ich stehe dafür gerade. Eine schiebt die Schuld dem anderen zu und das unter Umständen über Jahre und keiner will dann den Menschen die für diese Unglück überhaupt nichts können, finanziell helfen.


    Manche haben hier wirklichen einen Humor, der schon mehr als grenzwertig ist.


    Viele Grüße
    Olaf

  • Dinge, bei denen Menschen sterben KÖNNTEN, passieren ständig. Aber solange es so viele "Wenns" und "Abers" gibt wie hier, finde ich nicht, dass man aus Rücksicht gegenüber den hypothetischen Toten und Verletzten des hypothetischen Zwischenfalls, der NICHT PASSIERT IST und der nicht mal beinahe passiert ist, nicht lästern darf. Mal abgesehen davon - mein Witz bezog sich nicht mal auf das Unglück, lediglich auf eine m. E. wirklich dumme Frage hier im Thread.


    Es gibt bei dieser ganzen Geschichte keine Opfer. Das Schlimmste, was irgendwem bei der Bahn - egal ob Mitarbeiter oder Fahrgast - passiert ist, ist eine verlängerte Fahrzeit oder Arbeitszeit wegen Umleitungen und Busnotverkehr. Mich würd's schon wundern, wenn irgendjemand einen Schock erlitten hat.


    Sorry, wenn man selbst über so was keine Witze mehr machen darf, wovor dann? Kommt doch mal etwas runter, Leute.

    Einmal editiert, zuletzt von Taschenschieber ()

  • Ich hab nicht gesehen was hier geschrieben worden ist bevor es gelöscht wurde, vielleicht auch besser so; allerdings ist Taschis Argumentation durchaus überzeugend. Dinge, die hätten tief ins Auge gehen können, passieren häufiger als einem lieb ist, bspw. hätte der Radsatzwellenbruch einst bei 300 auf KRM statt bei 30 auf der Hohenzollernbrücke geschehen können. Und falls jemandem noch der "fliegende Türwechsel" auf KRM präsent ist, da ist auch niemandem was schlimmeres passiert - und doch ist es nur einer nach Anschluss fragenden Rentnergruppe zu verdanken, dass meine Ex nicht wie sonst immer auf dem Zug an dieser Stelle an genau das getroffene Fenster gelehnt Kaffee schlürfte.


    Wenn man nicht schafft zu solchen Beinaheunglücken, die ganze Potenzen häufiger geschehen als die tatsächlichen Unglücke, eine gesunde emotionale Distanz zu wahren (und das geht über Humor (allerdings nicht frühkindlichen wie er hier im Forum regelmäßig von gewisser Seite an den Tag gelegt wird) meist am besten) dann wird man entweder völlig verrückt oder stirbt nen Stressherzinfarkt mit 30 im heimischen Bett... Oder wie man auf Polnisch so schön sagt: "Wer Pech hat, wird selbst in einer Holzkirche von Ziegeln erschlagen werden."

    Triebfahrzeugführer im Streckendienst der DB Fernverkehr in Frankfurt/Main
    BR: 101, 120, 147.5, IC-Steuerwagen, IC2-Steuerwagen, 401 ("ICE 1"), 402 ("ICE 2"), 403 ("ICE 3"), 406 ("ICE 3M"/"ICE 3MF"), 407 ("neuer ICE 3"), 411 ("ICE T"), 415 ("ICE T")

  • Oder wie man auf Polnisch so schön sagt: "Wer Pech hat, wird selbst in einer Holzkirche von Ziegeln erschlagen werden."

    Wie wahr, wie wahr, Julian.
    Bei besagten Einsturz haben alle ein riesen Glück gehabt, das 'nur' die Brücke heruntergefallen ist.
    Es werden die zuständigen Behörden ermitteln, Gutachter werden Gutachten erstellen und am Ende wird es jemanden geben, der den Kopf hinhalten muß. Wichtiger ist aber die Erkenntnis, warum etwas passiert ist und wie man solches zukünftig verhindern kann.
    Bei manchen Untersuchungsberichten zu Eisenbahn- und Seeverkehr stehen einem die Haare zu Berge und bei anderen bleibt nur ein bitteres 'Pech gehabt'.


    Gruss
    Uwe

    --
    Wenn du die Götter zum Lachen bringen willst, mach’ einen Plan.

  • Ich möchte aber dennoch mal Stellung beziehen.


    Da man ja der Meinung ist hier wurde über den Einsturz gelacht. Dem ist nicht so.
    Ich persönlich habe über Taschies Antwort gelacht denn was soll man denn dann auf solch ein Frage antworten?
    Das man sich natürlich fragen muss ob es normal ist das Brücken wie die Göltzschtalbrücke 1846 - 1851 aus Ziegeln erichtet noch heute dem Verkehr gewachsen ist, wogegen anderorts neue Brücken noch im Bau gesprengt werden müssen oder gleich selber zusammenfallen ist unbestritten und absolut nicht witzig. Es könnte eventuell damit zu tun haben das überall gespart wird um den möglichen Gewinn zu maximieren, es könnte sein das dem Bauwerk nicht die Zeit gegeben wird die es bräuchte um auch die nötige Standfestigkeit zu geben. Es könnte vieles sein. Vielen dürfte bekannt sein das das Erzgebirge seinen Namen durch Bergbautätigkeiten erhalten hat. Ist es da nicht um so verwunderlicher das just neben dem Markersbacherviadukt eine neue Talbrücke noch vor Eröffnung saniert werden musste da man erst beim Bau fest stellte das es Probleme mit Altbergbau gibt. Da war vorher scheinbar nicht damit zu rechnen gewesen. Altbergbau im Erzgebirge, da muss man vorher keinen Baugrund prüfen. Womit hat man denn eigentlich dann gerechnet? Korrosionsschäden durch Meerwasser in 500 Jahren wenn der Meeresspiegel steigt? Das sind zum Teil Dinge wo man nur noch mit dem Kopf schüttelt. Für mich persönlich eines der erschreckendsten Beispiele derartigen bewussten Pfusches ist das Unglück der Vajont-Staumauer 1963.


    Gruß André

  • Liebe Grüße aus Österreich vom Ort des Geschehens:



    Vorerst mal war die ganze Sache tatsächlich Ar***knapp - Um 18:04 fuhr der IC unter der Brücke noch mit rund 90 km/h durch, um 18:05 krachte die Brücke der Schnellstraße auf die Südbahn.
    Die Brücke wird seit einigen Wochen neu errichtet und ist eigentlich eine Baustelle der ASFINAG und betrifft die ÖBB eigentlich absolut nicht. Laut den ersten Untersuchungen seitens der Polizei gab es Probleme mit der Statik im Zusammenhang mit den Baugerüsten, Hilfsstützen und dem Betonauftragskran. Aus welchen Gründen auch immer hat sich die Last (Kran) verschoben und so wurde die Brücke einseitig stärker belastet. Das wiederum haben die Hilfsstützen nicht lange ausgehalten und haben sich langsam im Millimeterbereich verbogen, bis es den kritischen Punkt erreicht hatte und die Stützen endgültig nachgaben. Auch der Untergrund hat nach ersten Ermittlungen um wenige Zentimeter nachgegeben aufgrund der starken einseitigen Belastung.
    Aktuell wurde Strafanzeige gegen Unbekannt eingebracht und es wird nach allen Seiten ermittelt.



    Für die ÖBB ist der Einsturz als wie die Jungfrau zum Kind kommt - kurz gesagt eine Katastrophe. Die Südbahn ist dort dementsprechend stark befahren und eine wichtige Verbindung zwischen Slowenien, Graz, Wien, Linz, Salzburg, Prag usw
    Die tonnenschwere Stahlbetonkonstruktion ist mit einem ziemlichen Krach auf die Infrastruktur gesturzt und hat natürlich neben der Oberleitung auch den Ober und Unterbau stark beschädigt. Der ganze Bahndamm ist um ca 30 Zentimeter "eingedrückt" worden. Neben einer völligen Untergrundsanierung muss auch der Bahndamm wieder entsprechend aufgefüllt und verdichtet werden, sowie der Oberbau (inklusive Weichen) auf rund 150 Metern komplett neu errichtet werden. Die Sicherungstechnik hat es ebenfalls erwischt und mehrere wichtige Kabelverbindungen wurden abgeschlagen. Der Bahnhof ist daher ziemlich mausetot.


    Für die Umleitungen gibt es ebenfalls größere Probleme - Güterzüge können über Villach - Jesenice ausweichen, bekommen dadurch aber mehrere Stunden Verspätung und müssen einen mehrere hundert Kilometer langen Umweg fahren. Der Großteil wird daher überhaupt über Ungarn und Slowenien geschickt.
    Für den Fernverkehr ist die Unterbrechung auch tödlich, da die Fernverkehrsgarnituren in Graz quasi eingesperrt sind. Die Koralmbahn ist noch nicht fertig, über Slowenien wäre ein irrsinniger Aufwand, über die steirische Ostbahn kann man auch nur eingeschränkt verkehren da die railjets auf der Wechselbahn nicht durch die engen Radien kommen. Wäre noch die Möglichkeit über Ungarn aber das würde auch etliche Stunden Verspätung bedeuten und es würden so gut wie alle Halte der Züge zwischen Graz und Wien ausfallen.


    Der Schienenersatzverkehr ist auch ein großes Problem, nachdem ja auch die Schnellstraße gesperrt ist, worüber eigentlich der Schienenersatz laufen sollte. Daher gibt es nur große Umleitungen und dementsprechend große Verspätungen.


    Im großen und ganzen kann man froh sein, dass das keine Katastrophe geworden ist, auch wenn es für die bis zu 10.000 Fahrgäste echt bitter aussieht. Laut letzten Infos ist die Strecke mal mindestens bis Mitte März unbefahrbar.



    Für eine seriöse Berichterstattung würde ich die Kleine Zeitung oder "die Presse" empfehlen:


    http://www.kleinezeitung.at/s/…akten-zum-Bruckeneinsturz
    http://www.kleinezeitung.at/s/…hnen-mit-Millionenschaden


    http://www.kleinezeitung.at/s/…/index.do&selChannel=4199


    http://www.kleinezeitung.at/s/…akten-zum-Bruckeneinsturz


    http://www.kleinezeitung.at/s/…akten-zum-Bruckeneinsturz

  • Da braucht man gar nicht um den heißen Brei drumrumreden, das hätte mit Eschede vergleichbare Dimensionen annehmen können.


    Als abgebrochenen Bauing-Studi wundert mich eines sehr: So etwas kommt nicht ohne Vorwarnung. Stahl fließt (ja, nennt man so) erstmal eine ganze Zeit lang bevor er nachgibt. Selbst Holz warnt doch deutlich vor, und Beton ist weit biegsamer als man im Alltag meinen könnte (Jörg Schlaich hielt mal auf unsere Einladung hin einen Vortrag an meiner alten Schule. Wenn ich grad nicht völlig was durcheinanderwerfe, wollte er eigentlich die Buckelbrücke aus Beton fertigen - nur der Baubehörde war das etwas zu unkonservativ, das Material hätte das wohl gekonnt); Glas, das hier keine (schon gar nicht tragende) Rolle spielte ist eigentlich das einzige Material das kaum vorwarnt. @joeKTN schreibt ja entsprechend auch:

    Das wiederum haben die Hilfsstützen nicht lange ausgehalten und haben sich langsam im Millimeterbereich verbogen, bis es den kritischen Punkt erreicht hatte und die Stützen endgültig nachgaben. Auch der Untergrund hat nach ersten Ermittlungen um wenige Zentimeter nachgegeben aufgrund der starken einseitigen Belastung.

    Da stellt sich die Frage, warum wurde das nicht dauerhaft überwacht? Nun qualifizieren einen anderthalb Semester zu gar nichts, schon klar, aber dennoch habe ich das eine oder andere zu sehen und zu hören gekriegt, dessen scheinbares Fehlen bei dieser Baustelle wundersam erscheint; und zwar konkret die dauerhafte Überwachung der Konstruktion. Dehnungsmessstreifen kosten meist um die 8 bis 10€ - auf so ein Projekt gerechnet also gar nichts. Und eigentlich kenne ich das schon so, dass diese dann auch dauerhaft automatisiert überwacht werden und bei Überschreiten von Grenzwerten Alarm geschlagen wird. Da ich mal ganz stark davon ausgehe, dass auch in Österreich eine solche Baustelle zwingend einen Bahn-SiPo braucht, würde höchstwahrscheinlich genug Vorlauf da sein um per Nothaltauftrag auch alle Züge von dem Bauwerk fernzuhalten.

    Triebfahrzeugführer im Streckendienst der DB Fernverkehr in Frankfurt/Main
    BR: 101, 120, 147.5, IC-Steuerwagen, IC2-Steuerwagen, 401 ("ICE 1"), 402 ("ICE 2"), 403 ("ICE 3"), 406 ("ICE 3M"/"ICE 3MF"), 407 ("neuer ICE 3"), 411 ("ICE T"), 415 ("ICE T")

  • @joeKTN schreibt aber von langsamer und milimeterweiser Verformung.

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  • Ich würde vorschlagen, einfach mal ein bisschen abzuwarten. Im Moment weiß es ja wohl keiner so ganz genau, was los ist - ob jetzt die Hilfsstützen oder die Fundamente oder was auch immer nachgegeben haben. Im Laufe der Zeit wird sich das sicherlich aufklären, und wir haben's ja nicht eilig.

  • Genau zunächst geht es langsam und dann plötzlich erreicht man eben einen Punkt wo es instabil wird und es kracht zusammen.


    Das kann man mit einem ganz einfachen Experiment daheim selbst mal testen - Man nimmt eine leere unbeschädigte Aludose und stellt sie auf den Boden. Links und rechts stellt man einen Stuhl hin worauf man sich mit den Händen abstützen kann. Sobald man das hat kann man vorsichtig einen Fuss auf die Dose stellen, der andere bleibt noch belastet am Boden. Dabei muss man zunächst aufpassen, dass man mittig und zentral auf der Dose steht (dabei kann man sich an den Sessellehnen abstützen)
    Hat man das Gleichgewicht gefunden und wackelt nicht mehr herum, dann kann man den 2.Fuß vom Boden heben und sofern man mittig steht wird man mit dem vollen Gewicht auf der Dose stehen ohne dass sie zerquetscht wird.


    Bewegt ihr euch jetzt aber nur wenige Zentimeter nach links oder rechts, oder ihr verschiebt den Fuß auf der Dose wird sie sofort zusammenkrachen.
    Das gleiche kann man auch mit einer vollen Dose versuchen die natürlich deutlich stabiler ist (das würde ich aber im Freien machen!)


    SiPo gibt es bei so einem Fall nicht, da die Baustelle die Bahn ja absolut nicht berührt und man sich normal niemals in die Quere kommt. Oftmals wird unterhalb der Brücke nur ein Schutzgerüst aufgestellt mit Netzen falls wer runter fallen sollte oder was auch öfters gemacht wird, dass man eine Schutzstrecke installiert und den Abschnitt unter der Brücke stromlos macht (sofern die Brücke recht niedrig ist)


    Und 8 bis 10€ sind eben 8 bis 10€ für Messstreifen... Ich will ja niemanden was unterstellen bis die Ermittlungen abgeschlossen sind aber wer Baustellen heutzutage kennt, der weiß dass dort knallhart kalkuliert wird bis auf halbe Centbeträge...

  • Jo - das war ja auch damals beim Kölner Stadtarchiv die Ursache, dass da an Pfennigbeträgen gespart wurde bis zum Gehtnichtmehr. Diese Centbeträge neigen halt auch dazu, sich ordentlich aufzusummieren...

  • Hm... Ist jetzt echt ne interessante Frage, ich meine in Deutschland ist es nicht zulässig dass über einem Zug schwebende Lasten bewegt werden - und damit brauchste auch einen Sipo oder andere entsprechend betrieblich ausgebildete Schnittstelle auf der Baustelle. Es muss ja bspw. auch bei einer Straßenbaustelle direkt an einer Eisenbahnstrecke ein Sipo gestellt werden - sobald Maschinen auf der Baustelle eingesetzt werden, die theoretisch im Stande wären ins Lichtraum zu schwenken.

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