Einsatz für die S-Bahn

  • Von Carsten Sommerfeld


    Grevenbroich soll S-Bahn-Anschluss erhalten, doch in der am Donnerstag dem Regionalrat vorliegenden Projektliste erhält die S 18 keine hohe Priorität . Bürgermeister Axel Prümm und SPD-Politiker versuchen, noch Weichen umzustellen.


    Der erste Buchstabe in S-Bahn steht für „schnell“ - und möglichst schnell soll aus der heutigen Regionalbahn 38 von Düsseldorf über Neuss, Grevenroich bis Kerpen-Horrem die leistungsfähigere S-Bahn-Linie 18 werden. Bürgermeister Axel Prümm schickte gestern ein Schreiben an den Vorsitzenden des Regionalrates, Düsseldorfs Oberbürgermeister Joachim Erwin, den Kreis und die Stadt Neuss.


    Am Tag zuvor hatten sich bereits SPD-Bundestagsabgeordneter Kurt Bodewig und Kreistagsabgeordnete Ulrike Apel-Haefs, MdL, an Erwin gewandt, wollen das Steuer noch herumreißen. Aufgeschreckt wurden Politik und Verwaltung durch eine Liste für den Verkehrsinfrastruktur-Bedarfsplan, über die heute der Regionalrat in einer Sondersitzung entscheiden soll: Sechs Projekte der DB erhalten dabei hohe Priorität, die S 18 aber rangiert auf Platz sieben nur unter „weitere Vorhaben“.


    „Für den Energiestandort Grevenbroich ist die Entwicklung dieser Bahnstrecke zur S 18 insbesondere vor dem Hintergrund des Ausbaus des Kraftwerkstandortes Neurath von großer Bedeutung“, sagte Prümm an Erwin. „Die S-Bahnwürde eine leistungsfähige Anbindung an die Oberzentren Düsseldorf und Köln darstellen und wäre ein Standortvorteil für Firmen, die sich in der Stadt ansiedeln wollen, so Prümm gegenüber der NGZ.


    „Die S-Bahn-Verbindung ist ein klares landesplanerisches Ziel“, betont Technischer Beigeordneter Werner Hoffmann. Die Verbindung steht sowohl im Gebietsentwicklungsplan als auch im Zielnetz des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr für 2015.“ Prümm sieht sich auch nach einem Gespräch mit Grevenbroicher Kreistagsabgeordneten, zu dem er - etwa zum Thema Hauhaltslage - für eingeladen hatte, bestätigt. „Die S-Bahn wird über die Parteigrenzen hinweg gefordert.“


    Mit dem Ausbau wären mehr Fahrten und neue Fahrzeuge verbunden, an der RB 38 wurden öfters überfüllte Züge kritisiert. Dass der S 18 eine bedeutende Rolle zukommen kann, bestätigt auch die Bezirksregierung. „Mit dem Ausbau zur S-Bahn ist eine Steigerung der Fahrgastzahl um täglich 7 000 möglich“, erklärt dort Hauptdezernent Gerd Runkel. Außerdem hat bei einem Berechnungsverfahren die Strecke einen Nutzen-Kosten-Quotienten von 2,75 erhalten - der fünfthöchste von 15 Projekten und der weitaus höchste der acht „weiteren Vorhaben“.


    Je höher die Zahl, umso positiver das Ergebis. Trotzdem steht auf der Liste hinter dem Projekt unter den Bedarfsplanvorschlägen des Landesverkehrsministeriums ein „Nein“. „Ein Grund dafür ist, dass Gespräche von Landesverkehrsminister Oliver Wittke mit den Verkehrsverbünden Rhein-Ruhr und Rhein-Sieg ergaben, dass dort das Geld für die späteren Betriebskosten fehlt“, so Runkel. Der Ausbau samt Elektrifizierung selbst soll rund 49,2 Millionen Euro kosten.


    Die Einordnung der S-Bahn-Verbindung bedeutet „aber nicht den Todesstoß“,meint Gerd Runkel. Der Verkehrsinfrastukturbedarfsplan umfasst zwar die Jahre 2006 bis 2015, werde aber nach fünf Jahren fortgeschrieben. „Und für die S 18 liegen zurzeit noch gar keine Anträge und detaillierten Pläne vor.“ In fünf Jahren könnte das Projekt somit erheblich weiter gereift sein.


    Beim Rhein-Kreis Neuss weist Pressesprecher Harald Vieten darauf hin, dass die S-Bahn-Strecke für die Kommunen auch bezahlbar sein müsse. Ein Ziel sei bereits erreicht: „Der Kreis hat besonderen Wert auf die Durchgängigkeit der Verbindung gelegt, dass die Züge nach Düsseldorf durchfahren. Und das ist mittlerweile umgesetzt.“


    Quelle: ngz-online