300 Jugendliche kapern S-Bahn
Linke Szene wollte Party im Zug feiern - 130 Polizisten im Einsatz - Anzeigen gegen randalierende Punks
Von Axel Lier
Der Versuch von Hunderten Berliner Jugendlichen, eine S-Bahn am Bahnhof Halensee zu kapern und in einen Partyzug zu verwandeln, endete in der Nacht zum Sonntag am Bahnhof Ostkreuz mit sechs Strafanzeigen gegen randalierende Punks.
Sie kamen wie aus dem Nichts und stellten die Berliner Polizei auf eine harte Probe: Knapp 300 Jugendliche stürmten am Sonnabend abend kurz nach 22 Uhr einen S-Bahn-Zug der Line S42 am Bahnhof Halensee und lösten einen Polizeieinsatz mit 130 Beamten aus. Was als "ultimative S-Bahn-Party" innerhalb der linken und Party-Szene der Stadt angekündigt war, endete gegen Mitternacht am Ostkreuz mit Anzeigen wegen Landfriedensbruchs, Körperverletzung, Beleidigung und mehreren Platzverweisen.
Über SMS und E-Mail wurden die Einladungen innerhalb der Szene zuvor gestreut: "Alle, die kommen, bringen bitte vernünftig gute Laune und genug Genossen mit!", hieß es in den Ankündigungen. Die Idee der Veranstalter: "einen S-Bahn-Waggon der Berliner Ringbahn einnehmen und als Party-Location verwenden." Geboten werden sollte laut Veranstalter "Musik", "unglaublich viele aufgeschlossene Menschen" sowie die "unvergeßlichste S-Bahnfahrt Eures Lebens".
Gegen 21.45 Uhr hatten sich bereits etwa 250 Jugendliche auf dem Bahnsteig in Halensee versammelt - jede ankommende S-Bahn brachte mehr "Party-Gäste", darunter angetrunkene Punks, Autonome, aber auch viele "normale" Jugendliche, zum Treffpunkt. Eine Handvoll Beamte der Bundespolizei und Bahnangestellte konnten offensichtlich mit dem plötzlichen Auflauf nichts anfangen.
Als die S-Bahn mit der Nummer 482378-7 in Richtung Gesundbrunnen einfuhr, stürmten die knapp 300 Jugendlichen unter lautem Gejohle den kompletten Zug. In den Waggons gab es dann zwar ein großes Gedrängel, aber keine Musik. Auch die richtige Party-Stimmung wollte nicht aufkommen - Frust machte sich breit.
Ab dem Bahnhof Schöneberg fingen einige der Punks an zu randalieren. Sie beschmierten die Innenreinrichtung mit Farbstiften, schlugen Scheiben aus, rissen Werbung von den Wänden und versuchten sie anzuzünden. Immer mehr Jugendliche, die nichts mit den Randalierern zu tun haben wollten, verließen zwischen Tempelhof und Sonnenallee die S-Bahn.
Am Ostkreuz erwarteten bereits mehrere Polizisten den "Partyzug". Als sich die Weiterfahrt verzögerte, flogen Flaschen auf die Beamten; sie wurden angespuckt. Passagiere anderer S-Bahnen wurden mit Schlägen und einem Totschläger bedroht.
Wenig später fuhren die Punks weiter. 50 Beamte der Bundespolizei schrieben unterdessen drei Anzeigen, unter anderem wegen Mißbrauchs der Notbremse, und sicherten die Bahnhöfe. Vom Gesundbrunnen aus fuhren die teilweise aggressiven Jugendlichen zurück zum Ostkreuz. Dort machte die Berliner Polizei dem Spuk ein Ende: Zunächst trennte sie die Jugendlichen in Gruppen. Gegen 0.30 Uhr hielten sich noch 50 Personen auf dem Bahnhof auf. Kurz vor ein Uhr war die "S-Bahn-Party" vorbei.
Aus der Berliner Morgenpost vom 20. Februar 2006
Quelle: [morgenpost.berlin1.de]
Mein Kommentar: "50 Beamte schrieben 3 Anzeigen." Das nenn ich Effizienz. Das macht schlappe 17 Beamte die an einer schreiben. Das ganze spielt sich innerhalb von 3 Stunden ab. (21:45 bis 0:30)
Etweder ist der Zeitungsartikel ziehmlich schlecht recherchiert oder die Polizei ziehmlich machtlos und unvorbereitet.