LZB ICE-Halt verpasst

  • Hallo,


    eine Frage an die Triebfahrzugführer (und Lokführer):
    Nachdem in kurzer Zeit zwei ICE ihre Haltepunkte
    überfahren haben (gestern in Celle und vorher in Wolfsburg) stellt
    sich die Frage, wie das noch vorkommen kann.
    Näheres hier:
    http://www.ndr.de/regional/nie…hsen/hannover/ice155.html


    Eine Erklärung wäre ja vielleicht, dass der Haltepunkt nicht
    LZB-geführt ist. Oder?



    Zusatzfrage:
    Werden die Bremshundertstel bei der LZB-Berechnung berücksichtigt?
    Bei sehr niedrigen BRH (<=65%) schießt auch Loksim manchmal
    über das Ziel (den Haltepunkt) hinaus.
    Nachsatz zur Zusatzfrage:
    Das kommt natürlich nur dann vor, wenn der Fahrplan eine höhere
    Geschwindigkeit vorgibt, als die nach Bremstafel vorgeschriebene.


    Gruß
    AlfredW.

  • Hallo Alfred,



    Ein planmäßiger Halt am Bahnsteig ist der LZB nicht bekannt, da muss der
    Lokführer schon selber bremsen.





    Der LZB sind die vorhandenen Bremshunderstel bekannt, sofern der Lokführer
    seine Arbeit richtig macht. Denn vor jeder Zugfahrt müssen die vorhandenen
    Bremsprozente, sowie Zuglänge und Höchstgeschwindigkeit des Zuges am
    Zugdatensteller eingegeben werden.
    Unterschreiten die Bremshunderstel aber einen bestimmten Wert, so ist kein
    LZB-Betrieb möglich, ist abhängig von der jeweiligen Tfz-Baureihe, hier einige Beispiele:


    BR 423 / 424 LZB ab 56 % möglich
    BR 402 ab 68 %
    BR 401 ab 70 %
    BR 403 / 411 / 415 ab 56 %
    BR 120 / 101 ab 66 %
    BR 112 / 110 ab 65 %
    BR 140 / 151 ab 56 %


    Und da der LZB somit die vorhandenen BRH bekannt sind, beginnt sie auch bei
    weniger Bremsprozente früher mit einer Bremsung.


    Gruß
    Ulrich

  • Hallo Ulrich,


    danke! Da schrieb der Fachmann und der Laie wundert sich.


    Das macht mir einiges klarer; bedeutet aber auch Konsequenzen für
    die Fahrplanerstellung in Loksim als auch für den Lok-Editor.


    Das würde nämlich bedeuten, dass die Mindest-BRH für LZB-Betrieb
    in der FST-Datei einzugeben wären und die aktuellen BRH des
    Fahrplanes in die Bremsberechnung für die LZB einfliessen müssten.


    Sehr schwierig - auch für die FST-Bauer, denn an die Daten kommt
    man ja nicht so einfach heran.
    An die Programmierung der LZB abhängig von den BRH darf ich gar nicht erst denken.


    Einstein ist tot, Newton ist tot und mir ist auch schon ganz schlecht.


    Gruß
    Alfred

  • Hallo Alfred,


    ich habe mehrmals bei LokSim die Erfahrung gemacht, das der ICE bei grünem Hauptsignal den Haltepunkt überfährt, bei Rot schafft er es rechtzeitig zum stehen zu kommen.


    Im Vorbild denke ich, muß der Lokführer das zum "anhalten kommen" durch die LZB, überwachen, notfalls eingreifen.
    Aber warten wir mal ab, was die Lokführer unter uns dazu posten.


    Schönen Abend noch.
    Matthias

  • Hallo Matthias,


    Ulrich hat ja bereits alles Wesentliche beschrieben.
    Damit ist doch klar, was zu tun ist und der Fall ist
    damit eigentlich erledigt; bis auf die Umsetzung, die allerdings
    schwierig sein wird (z. B. Meldung, das LZB-Betrieb nicht möglich
    ist, wenn die BRH des Gesamtzuges nicht ausreichen).


    Die einzige offene Frage ist, wie man an die Mindestbremshundertstel
    des jeweiligen Triebfahrzeuges herankommt, wenn man eben
    kein Lokführer wie Ulrich ist und die Unterlagen nicht vorliegen.


    Gruß
    Alfred


    Übrigens:
    Im Falle Wolfsburg hat die Bahn verlauten lassen, dass den
    Lokführer keine Schuld traf, da versehentlich der Halt aus dem
    Fahrplan gelöscht war.


  • Das würde nämlich bedeuten, dass die Mindest-BRH für LZB-Betrieb
    in der FST-Datei einzugeben wären...


    Was haben die im Fahrplan vorgeschriebenen Mindestbremshundertstel mit der Führerstandsdatei zu tun?


    Zitat

    ...und die aktuellen BRH des Fahrplanes in die Bremsberechnung für die LZB einfliessen müssten


    Geschieht das nicht schon?


    Zitat

    Sehr schwierig - auch für die FST-Bauer, denn an die Daten kommt man ja nicht so einfach heran.


    Die erforderlichen Mindestbremshundertstel sind entsprechend der größten maßgebenden Neigung der Strecke für die vorgesehene Höchstgeschwindigkeit durch den Fahrplanersteller auszurechnen. Sie interessieren den Führerstnadsbauer überhaupt nicht.


    Zitat

    An die Programmierung der LZB abhängig von den BRH darf ich gar nicht erst denken.


    Wie wäre es mal mit ein paar Versuchsfahrten statt theoretischer Überlegungen?



    Die einzige offene Frage ist, wie man an die Mindestbremshundertstel
    des jeweiligen Triebfahrzeuges herankommt, wenn man eben
    kein Lokführer wie Ulrich ist und die Unterlagen nicht vorliegen.


    Es gibt keine Mindestbremshundertstel (Mbr) für Triebfahrzeuge, es interessieren für den Führerstandsbau nur die an den Fahrzeugen angeschriebenen Bremsgewichte. Die Mbr stehen im Kopf des Fahrplans und sind unterschiedlich für die einzelnen Strecken, Höchstgeschwindigkeiten und Bremsstellungen.


    [Blockierte Grafik: http://img39.imageshack.us/img39/5618/buchfahrplan.jpg]


    Fakt ist, dass im Loksim ein Güterzug, bespannt mit einer 151, mit 66 Bremshundertsteln in Bremsstellung P aus etwa 80 km/h noch vor einem haltzeigenden Hauptsignal durch die LZB zum Stehen gebracht wird. Aus 90 km/h heraus kann das schon schief gehen oder sehr knapp werden. Beim selben Zug in Bremsstellung G (65 Brh) leuchtet der G-Melder wesentlich früher auf, ein Anhalten vor dem Signal wird aber durch die LZB nicht mehr erreicht. Auch ein Zug in P mit 56 Brh wird das Signal aus einer Geschwindigkeit von 80 km/h überfahren wenn sich der Lokführer auf die LZB verlässt. Die LZB-Bremskurven des Programms decken also wahrscheinlich nur einen bestimmten Bereich vorhandener Bremshundertstel sicher ab.
    Eine Anpassung des Programms an einzelne Fahrzeugtypen nach der Tabelle von Ulrich wäre allerdings überflüssiger Aufwand, bei Zielbremsungen ist auch beim Vorbild immer der Lokführer und nicht die LZB für das ordnungsgemäße Bremsen verantwortlich. Eine Untergrenze der Brh für das mögliche Fahren mit LZB entsprechend den vorhandenen Bremshundertsteln wäre eher eine Überlegung wert.


    Gruß
    Nemo

  • Hallo Nemo,


    Zitat

    Was haben die im Fahrplan vorgeschriebenen Mindestbremshundertstel mit der Führerstandsdatei zu tun?


    Nichts - gemeint sind die Werte aus Ulrichs Tabelle.


    Im Übrigen sind das nicht rein theoretische Überlegungen sondern anhand
    vieler Loksim-Versuchsfahrten gewonnene Erfahrungen.
    Ob und wie die aktuellen Brh des Fahrplanes und des Tfz (Gesamtzug gemäß Bremszettel) in die Berechnung der LZB-Kurven einfliessen, das können wohl nur die Programmierer beantworten.


    Und wenn es also keine Mindest-Brh für einzelne Tfz gäbe, wäre die Tabelle sinnlos und damit auch ein Mbr-Eintrag für den LZB-Betrieb in der FST-Datei.


    Da sehe ich einen Widerspruch in sich ...


    Gruß
    Alfred

  • Hallo zusammen,


    möchte hier aber nur mal was klar stellen, die von mir weiter oben genannte Bremsprozentwerte
    sind keine Mindestbremshundertstel für Triebfahrzeuge.
    Diese Wert bedeutet lediglich, dass, wenn in einem Zug weniger BRH wie angegeben vorhanden sind,
    ein LZB-Betrieb nicht möglich ist und dieser Wert ist halt bei verschiedenen Tfz unterschiedlich.


    Gruß Ulrich

  • Hallo,


    danke, Ulrich, für die Klarstellung.


    Nachdem ich auch das gefunden habe:
    http://www.br146.de/beschreibu…y/zugdateneinstellung.htm
    wird die Sache ja klarer.


    Ausserdem ergibt sich dann wohl, dass der LZB-Rechner nach Eingabe der Brh die Vmax automatisch berechnet und die im Fahrplan angegebene ggf. reduziert bis ein Brh-Wert unterschritten wird, der den LZB-Betrieb ausschliesst.


    Wieder was dazugelernt.


    Für mich ergibt sich dann nur noch die Frage, wie nach Unterschreiten
    der erforderlichen Bremshundertstel dem Tf gemeldet wird,
    dass ein LZB-Betrieb nicht mehr möglich ist; er also mit PZB fahren muß.


    Gruß
    Alfred


  • Ausserdem ergibt sich dann wohl, dass der LZB-Rechner nach Eingabe der Brh die Vmax automatisch berechnet und die im Fahrplan angegebene ggf. reduziert bis ein Brh-Wert unterschritten wird, der den LZB-Betrieb ausschliesst.


    Das dürfte ein Trugschluss sein.
    Den LZB-Rechner interessieren nur die eingegebenen Brh und die aktuell gefahrene Geschwindigkeit. Daraus berechnet er die notwendige Bremskraft und die Zeitpunkte für das Ábschalten der Zugkraft im AFB-Betrieb, für das erste Aufleuchten des G-Melders und den Beginn der Bremsung .


    Zitat

    Für mich ergibt sich dann nur noch die Frage, wie nach Unterschreiten der erforderlichen Bremshundertstel dem Tf gemeldet wird, dass ein LZB-Betrieb nicht mehr möglich ist; er also mit PZB fahren muß.


    Ganz einfach, dann leuchtet der B-Melder nicht.


    [Blockierte Grafik: http://img192.imageshack.us/img192/7585/bmelder.jpg]


    Die aktuelle 483 kennt wohl nur noch den einheitlichen Wert von 60 Brh als zulässiges Minuimum für den LZB-Betrieb.


    Gruß
    Nemo

  • Hallo Nemo,


    vielen Dank für Deine Ausführungen.
    Das hilft sehr bei der künftigen Fahrplanerstellung.


    Dann wäre ja nach Deiner Anregung sinnvoll, bei einem Brh-Wert <60% die
    LZB-Funktion nicht zuzulassen und ggf. später mal eine Loksim-Meldung für
    den Anwender einzublenden, z. B.:
    "LZB-Betrieb nicht möglich - die erforderlichen Bremshundertstel sind unterschritten".


    Nochmals danke für Eure Hilfe.


    Gruß und schönen Sonntag
    Alfred

  • Hallo,


    letzte Meldung zum Wochenende: ;D


    Wolfsburger verschnupft:
    ICE raste zweimal einfach durch

    Versprochen ist versprochen: Die Deutsche Bahn hat dem Wolfsburger
    Oberbürgermeister persönlich versichert, nicht
    mehr den Stopp im Hauptbahnhof der Stadt zu vergessen.


    Gleich zweimal binnen weniger Wochen war ein ICE in
    Wolfsburg einfach durchgerauscht.
    Die Reisenden konnten erst in Stendal beziehungsweise Berlin aussteigen.

    "Wolfsburg ist Niedersachsens größte Industriestadt und mit Recht ICE-Halt",
    gab OB Rolf Schnellecke (...) der Bahn mit auf den Weg.


    Der VfL Wolfsburg setzt auf eine andere Strategie:
    auf Bundesliga-Freikarten für Lokführer.

    [Quelle: ZDF-Videotext vom 02.09.2011]


    Tja dann: Schönes Wochenende und besorgt Euch die Freikarten!
    Gruß
    Alfred

  • Tja ... Nur - die Frage ist:
    Wissen das auch die Lokführer oder starren die mittlerweile immer nur gebannt
    auf den falsch programmierten EBULA?
    Traurig, traurig, traurig. [Zitat: Theo Lingen]


    Die können wohl mal beim Sullenberger eine Schulung machen,
    wie man einen Jet auf dem Hudson-River wassert.

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    Tschüss ...