Droht dem "super tollen" Railjet ein Fahrverbot?

  • [color=blue]Semmering setzt Railjet zu


    Interner Bericht / Railjet-Hersteller Siemens warnt vor längerfristig "unzulässigen sicherheitsrelevanten Betriebszuständen" auf engen Bergkurven. ÖBB sehen hingegen keine Gefahr.


    Vor etwa einem Jahr starteten die ÖBB mit der Attraktivierung der Südbahnstrecke. Seither verbindet der viel beworbene Railjet Wien mit Graz und Villach.


    Reibungslos verläuft der Einsatz allerdings nicht. Ende August flatterte ein Schreiben der Herstellerfirma Siemens den ÖBB ins Haus, das nun auch der NÖN vorliegt. Unter dem Titel "Kundeninformation" werden die Bundesbahnen auf Probleme in den teils sehr engen Kurven am Semmering nachdrücklich hingewiesen. Fahrsicherheits-Messungen zufolge könnten hinsichtlich der Wagenkastenquerbeschleunigung "auf die Dauer unzulässige sicherheitsrelevante Betriebszustände bei Grenzwertüberschreitungen von bis zu 40 % nicht ausgeschlossen werden", so Siemens.


    Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich dabei um jene Fliehkraft in besonders engen Kurven, die von der Wagengarnitur nicht mehr ausgeglichen werden kann und auch der Reisende in Form von unangenehmen Stößen spürt. Diese betrifft demnach nur die steile, kurvenreiche Semmering-Nordrampe Richtung Süden und nur den Schubbetrieb. Also dann, wenn die Lok den Rest vor sich herschiebt und damit der Widerstand auf den Schienenbögen besonders groß ist.


    Siemens empfiehlt in dem Schreiben, auf der Nordrampe die Lok vor die Waggons zu spannen und den Schubbetrieb abzuhaken. Auch zu einer Temporeduktion in den betroffenen Bogenbereichen wird geraten.


    "Den ÖBB ist diese Thematik natürlich bekannt", erklärt Unternehmenssprecher Christopher Seif auf NÖN-Anfrage. Man könne hier aber keineswegs von Problemen mit den Railjets am Semmering sprechen.


    "Es geht hierbei nicht um mögliche Gefahren hinsichtlich der Sicherheit, sondern es handelt sich um ein reines Komfortthema", meint Seif. Und: "Es besteht absolut keine Gefahr, dass ein Zug entgleisen könnte. Es geht darum, dass im letzten Waggon vor der Lok ein gewisses Rucken zu spüren ist und diesbezüglich auch schon Tests stattfinden, wie man dieses verbessern oder beheben kann."


    Ob man die Siemens-Empfehlungen umsetzen werde, sei offen. "Wie hierfür die Lösung aussehen wird, werden die Auswertungen zeigen", so Seif. Auswirkungen auf die Fahrpläne schließt er jedenfalls aus.


    [url=http://www.noen.at/news/wirtschaft/Semmering-setzt-Railjet-zu;art333,417287]http://www.noen.at/news/wirtsc…-Railjet-zu;art333,417287[/url]


    Anordnung der ÖBB:
    Betrifft: Langsamfahren RJ 537, RJ 657, RJ 655
    zwischen Payerbach-Reichenau und Semmering
    Probebetrieb zur Überprüfung der Lauftechnik in engen Gleisbögen



    24.09.2012 bis 07.10.2012:


    RJ 537
    RJ 657
    RJ 655


    Die gem. DV V3 zuständigen Bahnhöfe verständigen im angeführten Zeitraum
    die Züge 537, 657, 655:


    vom Langsamfahren mit höchstens 50 km/h


    zwischen Payerbach-Reichenau und Eichberg
    von km 84,9 bis km 85,3


    zwischen Payerbach-Reichenau und Eichberg sowie im Bf Eichberg
    von km 87,1 bis km 88,1 (Höhe Aufnahmegebäude Bf Eichberg)


    im Bf Klamm-Schottwien sowie zwischen Klamm-Schottwien und Breitenstein
    von km 92,4 (ab Bahnsteigende / Unterführung Bf Klamm-Schottwien) bis km 96,2


    im Bf Breitenstein sowie zwischen Breitenstein und Semmering
    von km 97,1 (ab AS der Gegenrichtung Bf Breitenstein) bis km 100,3


    vom Langsamfahren mit höchstens 40 km/h


    zwischen Breitenstein und Semmering, sowie im Bf Semmering
    von km 100,3 bis km 102,8 (AS der Gegenrichtung Bf Semmering)


    Lf-Signale nicht aufgestellt.
    Grund: Bestellung ÖBB-PV zur Überprüfung der Lauftechnik in engen Gleisbögen.


    Tja... wieder ein Beweis was der Railjet eigentlich für ein Mist ist...

  • Ich dachte ja immer, es kommt eher am Simmering zum Stoßverkehr... Klingt jedenfalls ungut. Wenn man bedenkt, wie... ähm... "zurückhaltend" Siemens mit solchen Hinweisen gemeinhin ist, täte die ÖBB gut daran, sie ernst zu nehmen. Und das sage ich als bekennender Taurus- und RailJet-Fan. So viel Komfort und so charmante Stewardessen sucht man in Piefke-Land sogar in der Business-Class der Lufthansa vergeblich.


    Allerdings habe ich schon eine Weile den Verdacht, dass die ÖBB irgendwie der DB nachlaufen will. Eine SFS ausgerechnet von Wien nach St. Pölten, aha. Und mal nen DB-ICE ordern, um sich zu beweisen, dass der Bau das aushält. Wenn man sich die Mitfahrten bei bahnvideos.net so anschaut, sieht man ganz andere Problemstellen.


    LG
    JH

  • Der Brief von Siemens an die ÖBB Personenverkehr AG im Wortlaut:


    „Aufgrund von diversen Meldungen und im Rahmen unserer permanenten Produktbeobachtung sind wir auf unangenehme hohe Stöße in einem Wagen der „Railjet“-Garnituren während der Bergfahrt auf der Semmering –Nordrampe aufmerksam geworden.
    Besonders beim Bmpz/2-Wagen am Wagenende 2 (Kinderkinoseite) wurden subjektiv starke Querbeschleunigungen wahrgenommen.
    Ähnliche Beobachtungen wurden schon bei den lauftechnischen Zulassungsfahrten durch die ÖBB-Produktion GmbH gemacht. Daraus wurde durch den Gutachter für die Fahrtechnik im Rahmen der Zulassung die Empfehlung abgeleitet, auf der Semmering-Nordrampe den Railjet nur als gezogene Garnitur bergwärts zu betreiben.
    Um die Problematik der hohen Querdynamik im Wagenkasten in einem ersten Schritt quantifizieren zu können, wurden von Siemens Beschleunigungsmessungen während 3 Fahrten an 2 Tagen im Juli 2012 durchgeführt.
    Bei der Auswertung der Fahrsicherheit mit dem vereinfachten Verfahren nach EN 14363 ergeben sich am Semmering im Schiebebetrieb nicht zu vernachlässigende Überschreitungen des laut EN 14363 definierten sicherheitsrelevanten Grenzwertes der Wagenkastenquerbeschleunigung. Das vereinfachte Verfahren ist dabei erfahrungsgemäß eher konservativ, trotzdem können auf die Dauer unzulässige sicherheitsrelevante Grenzwertüberschreitungen von bis zu 40 % nicht ausgeschlossen werden.
    Nach unseren Kenntnisstand treten diese hohen Wagenkastenquerbeschleunigungen nur auf, wenn folgende Bedingungen in Kombination vorliegen:
    • Schubbetrieb
    • Bogenradien unter 200 Meter
    • Große Gleislageabweichungen im Bereich der Stoßlücken
    • Relativ hohe freie Seitenbeschleunigung


    Die angesprochenen Grenzwertüberschreitungen treten deshalb nur in einigen, wenigen Bögen der Semmering-Nordrampe auf.
    Auf Basis der bei Siemens vorliegenden Ergebnisse, erachten wir es als unsere Pflicht, Sie als unseren Kunden auf den obigen Umstand aufmerksam zu machen.
    Als Abhilfemaßnahmen empfehlen wir, mit dem Railjet die Nordrampe nicht mehr im Schubbetrieb zu befahren (wie im Messbericht ÖBB M1399 empfohlen). Ebenfalls könnte erwogen werden, die Fahrgeschwindigkeit in den relevanten Bogenbereichen zu reduzieren (VzG – 5 bis -10 km/h)“

  • Ein Traum, wenn der letzte Satz so umgesetzt wird.
    Da, wo die momentan mit 50 km/h durchkurven eine Herabsetzung auf 5-10 km/h... da bin ich ja mit'm Mountainbike schneller.

  • Und alles nur weil die Personenverkehr AG die Garnituren nicht drehen will. Das würde nämlich bedeuten, dass die 1.Klasse logischerweise am anderen Ende ist, und die Passagiere der 1.Klasse in Wien ein paar Schritte gehen müssten. Derzeit ist es nämlich in Wien Meidling so, dass der Bahnsteigsaufgang genau so positioniert ist, dass man den Bahnsteig genau bei der 1.Klasse betritt.


    Und da Wien ja das wichtigste Zentrum der Welt ist, fahren alle Garnituren eben so ausgerichtet, dass die 1.Klasse Passagiere in Wien (Westbahnhof oder Meidling) am wenigsten weit gehen müssen. In anderen Bahnhöfen ist diese Reihung nicht gerade vorteilhaft. In Villach Hbf, Bruck/Mur usw muss man zum Beispiel von der 1.Klasse relativ weit zurück laufen um zur Rolltreppe/Lift zu kommen - Da steht diesmal nämlich genau die 2.Klasse davor ;D



    Ich bin selbst Passagier der 1.Klasse aber mir würden die paar Meter Fußmarsch nichts ausmachen wenn ich ehrlich bin... Naja liegt vielleicht auch daran, dass ich kein Wiener bin. Die sehen die Welt ja ein bisschen anders ;D


  • • Bogenradien unter 200 Meter


    Hier stellt sich mir aber die Frage, warum der RJ dann für einen Bogenradius von 150m zugelassen ist?!



    Zum Thema "schnelle Erreichbarkeit der 1. Klasse in Wien Meidling" kann ich nur folgendes sagen: Ich ärger' mich immer, wenn ich spät dran bin, und dann durch die 1. Klasse latschen muss, um die 2. Klasse zu erreichen...in einem überfüllten Zug 8)

  • 150 Meter enge Radien kann er ja durchaus fahren. Allerdings eben nicht auf einer steilen Bergstrecke und noch dazu im geschobenen Betrieb.


    Zudem steht ja es muss eine Kombination aus den genannten Punkten geben. Gezogen gibt es ja überhaupt keine Probleme.


    Man ist ja mit dem Railjet ja auch schon über den Wechsel gefahren und dort gibt es Radien mit nur 118 Metern. Da gab es richtige Probleme und ein Hilfszug musste extra die starre Kupplung etwas aufweiten. Gezogen gab es selbst bei 118 Meter Radien außer den Kupplungen keine Probleme - Geschoben gab es akute Entgleisungsgefahr... Daher ist man auch nur mehr mit 5 bis 20 km/h gefahren...
    Bei den Testfahrten am Wechsel haben einige ÖBB und Siemens Mitarbeiter wohl einige Liter Schweiß lassen ;D


  • 150 Meter enge Radien kann er ja durchaus fahren. Allerdings eben nicht auf einer steilen Bergstrecke und noch dazu im geschobenen Betrieb.


    Ohne jetzt das genaue Reglement zu kennen, ist das meiner Meinung nach eine billige Ausrede von der Seite, die auf das Ding die 150m-Aufkleber draufegpickt hat. Entweder die 150m Mindestradius gehen, oder sie gehen nicht. Sonst kommt vielleicht jemand auf die lustige Idee zu behaupten, die 150m schafft die Garnitur entgleisungsfrei nur, wenn die Schienen feucht sind (oder trocken, oder bei Vollmond etc.).
    Meiner Meinung nach sind die "150m" eine ja/nein-Entscheidung (geht oder geht nicht).




    Man ist ja mit dem Railjet ja auch schon über den Wechsel gefahren und dort gibt es Radien mit nur 118 Metern. Da gab es richtige Probleme und ein Hilfszug musste extra die starre Kupplung etwas aufweiten. Gezogen gab es selbst bei 118 Meter Radien außer den Kupplungen keine Probleme - Geschoben gab es akute Entgleisungsgefahr... Daher ist man auch nur mehr mit 5 bis 20 km/h gefahren...


    Ist mir bekannt.
    Die dort normal verkehrenden Züge dürfen teils aber auch ned viel mehr als 40km/h dort herumzuckeln, ist ja auch logisch, wenn man dort schon mal drübergefahren ist - echt ein Erlebnis :D


    Auch aus diesem Grund glaube ich, dass am Semmering keine Entgleisungsgefahr besteht (sonst hätte die PV AG auch schon reagiert) - die kurzzeitige La gibt's ja meines Wissens auch nicht mehr.
    Der Brief von den Schmierern ist logisch, die wollen sich aus der rechtlichen Affäre ziehen ;)