PZB 90-Pflicht

  • Hallo Streckenbauer,


    wer es noch nicht mitbekommen hat, sei hiermit auf folgende Änderung der eisenbahnrechtlichen Vorschriften in Deutschland hingewiesen: Ab dem 1.12.12 ist gemäß der "Sechsten Verordnung zur Änderung eisenbahnrechtlicher Vorschriften" die Ertüchtigung mit einem Zugbeeinflussungssystem der Funktionalität PZB 90 für alle Hauptbahnen und für alle Nebenbahnen mit einer Vmax über 80 km/h vorgeschrieben.


    Solltet Ihr also gerade Strecken aus der Jetzt-Zeit bauen, dann wisst Ihr nun Bescheid.


    LG
    JH

  • Übrigens wird im gleichen Zuge (höhö) auch die Vmax von Triebfahrzeugen mit gestörter oder komplett ohne PZB von 100 km/h auf 50 km/h herabgesetzt.

  • Ich muss den Thread nochmal herauskramen, denn mir stellt sich dazu noch eine Verständnisfrage. Bedeutet "muss mit PZB ausgerüstet werden", dass ich dann auch signaltechnisch komplett aufrüsten muss wie auf einer Hauptstrecke? Mir scheint das erstmal logisch, aber was ist für einen Laien bei den Bahnverordnungen schon logisch... ::) ;D


    LG
    JH

  • Hallo,


    nee - das ist nicht egal!
    Signale werden durch die Indusi oder PZB heutzutage zusätzlich abgesichert.
    Das wird aber örtlich bestimmt und muss vom Eisenbahnbundesamt (EBA)
    abgenommen und genehmigt werden.


    Gruß
    Alfred


  • Ich muss den Thread nochmal herauskramen, denn mir stellt sich dazu noch eine Verständnisfrage. Bedeutet "muss mit PZB ausgerüstet werden", dass ich dann auch signaltechnisch komplett aufrüsten muss wie auf einer Hauptstrecke? ...

    Meines Erachtens nicht zwingend. Bei Nebenbahnen kann auf ein Einfahrvorsignal kann durchaus verzeichtet werden. Eine Ne2 und ein scharfer 1000er ist ausreihend. Eventuell kann auf den 1000er verzichtet werden (Streckengeschwindigkeit). Am Einfahrsignal dann ein 2000er. Auf einen 1000er kann verzichtet werden, da es eh kein Ausfahrvorsignal gibt. Und am Ausfahrsignal wieder ein 2000er.
    Man kann also bei einer Nebenbahn schon sparen, es muß nicht immer ein Vollausbau sein.


    Gruss
    Uwe

    --
    Wenn du die Götter zum Lachen bringen willst, mach’ einen Plan.

  • Zitat

    Eventuell kann auf den 1000er verzichtet werden


    Dazu hätte ich gerne eine Quelle, ggf. dieselbe wie aus dem Eingangsbeitrag.
    Dass man auf 500er verzichten kann, wenn die Projektierung der D-Wege es zulässt, ist ja okay, aber ohne 1000er ergibt der 2000er nicht wirklich Sinn.


    Julian


  • Dazu hätte ich gerne eine Quelle, ggf. dieselbe wie aus dem Eingangsbeitrag.
    Dass man auf 500er verzichten kann, wenn die Projektierung der D-Wege es zulässt, ist ja okay, aber ohne 1000er ergibt der 2000er nicht wirklich Sinn.

    Quelle kann ich leider nicht liefern, nur Schlußfolgerungen:
    Abstand Ne2 - Hauptsignal: 400m
    Abstand Hauptsignal - Gefahrpunkt: 100m
    Bei einer Streckengeschwindigkeit von 40km/h bei 49BrH habe ich einen Anhalteweg von 100m.
    Bei einer Streckengeschwindigkeit von 50km/h bei 97BrH habe ich einen Anhalteweg von 100m.
    Bei einer Streckengeschwindigkeit von 60km/h bei 152BrH habe ich einen Anhalteweg von 100m.


    [Berechnungsgrundlage: 31_06_Reg_Anh_IV_Bremsbewertung_Rev5; Anlage 3, Blatt 2 zum Anhang IV]


    Lange Rede, kurze Gebüsch: Der Verzicht auf den 1000er-Magneten ist nur bei kleinen Geschwindigkeiten sinnvoll. Ggf. kann ich noch mit dem Abstand Hauptsignal-Gefahrpunkt spielen, so wäre bei 60km/h und 74Brh ein Anhalteweg von 200m möglich.


    Und wir reden hier von Nebenbahn.


    Gruss
    Uwe

    --
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  • Mir erschließt sich die Logik hinter dem Weglassen des 1000er nicht.
    Wenn ich eine Strecke mit PZB ausrüste, dann auch komplett, oder nicht?
    Wenn die Vmax wie bei Dir =< 60 km/h ist, dann brauche ich angeblich sowieso keine PZB (siehe Eingangsbeitrag).


    Meine Schlussfolgerung ist folgende:
    Ich habe beobachtet, dass in letzter Zeit jede Kleinigkeit eingebaut wird und man mit Signalen und Magneten bei Neubauten nur so um sich wirft.


    Bei uns ist neulich ein verkürztes Bkvsig in den Regelabstand versetzt worden.
    Man hätte einfach das Signal + Baken ein paar Meter nach hinten setzen können (und das Zusatzlicht abklemmen), stattdessen hat man ein neues Signal, neue Baken und auch einen neuen Magneten herangeschleppt. Jetzt steht das alte Kompakt-Vr abgeklemmt ein paar Meter hinter dem neuen Kompakt-Vr.

  • Auf nebebahnen findet man oft keine 1000er, da diese Zu Teuer ( in Anschaffung und im Unterhalt) wären.
    Bei einem Lang genugen Durchrutschweg sollte das passen.


    MfG Luis

  • Ach Julian... 8-)


    Mir erschließt sich die Logik hinter dem Weglassen des 1000er nicht.
    Wenn ich eine Strecke mit PZB ausrüste, dann auch komplett, oder nicht?

    Kommt darauf an.
    Kosten, Aufwand, Vorgaben,was weiß ich. Es ging mir ja nur darum, aufzuzeigen, das es unter bestimmten Randbedingungen möglich ist.



    Wenn die Vmax wie bei Dir =< 60 km/h ist, dann brauche ich angeblich sowieso keine PZB (siehe Eingangsbeitrag).

    Ich meine, da stand etwas von v >= 50 km/h.



    Meine Schlussfolgerung ist folgende:
    Ich habe beobachtet, dass in letzter Zeit jede Kleinigkeit eingebaut wird und man mit Signalen und Magneten bei Neubauten nur so um sich wirft.

    Da möchte ich Dir recht geben, aber es gab auch andere Zeiten.


    Ich wage mal folgende kühne Behauptung:
    Durch den bei der Sicherungstechnik getrieben Aufwand, kann ich bei der Aus- und Fortbildung sparen...


    Frühertm gab es noch den gesunden Menschenverstand <duck und wech>


    Gruss
    Uwe

    --
    Wenn du die Götter zum Lachen bringen willst, mach’ einen Plan.

  • Hallo,


    ja, Uwe - ich kannte noch Dampflok-Lokführer und Heizer die über eine gehörige
    Portion gesunden Menschenverstandes verfügten und Nebenstrecken
    auf Privatbahnen bedienten, die mit mechanischen Stellwerken ausgerüstet waren.


    Mittlerweile kommt es mir aber so vor, dass im Smartphone-Zeitalter eine gründliche Ausbildung
    "von der Pieke auf" immer mehr in den Hintergrund gerät. Schade - finde ich.


    Gruß
    Alfred

  • Zitat

    Es ging mir ja nur darum, aufzuzeigen, das es unter bestimmten Randbedingungen möglich ist.


    Ach, Uwe... :-)
    Bis mir jemand das Gegenteil beweist, beharre ich darauf, dass 2000er und 1000er bei Neubauten immer verbaut werden.


    Zitat

    Ich wage mal folgende kühne Behauptung:
    Durch den bei der Sicherungstechnik getrieben Aufwand, kann ich bei der Aus- und Fortbildung sparen...


    Zitat

    Mittlerweile kommt es mir aber so vor, dass im Smartphone-Zeitalter eine gründliche Ausbildung
    "von der Pieke auf" immer mehr in den Hintergrund gerät. Schade - finde ich.


    Irgendwer hat mich doch mal als "Ewiggestrigen" bezeichnet... :-)
    Nein, so denkt bei der Bahn niemand. Das ist auch Blödsinn, denn je mehr Sicherung ich verbaue, desto mehr muss ich den Lokführern beibringen.
    Und im Hinblick auf Zugsicherung wird auch immer noch "von der Pike auf" gelernt. Nicht umsonst wird in der Ausbildung zuerst nur rangiert - und da sind PZB und Sifa erstmal komplett nebensächlich. Soll heißen: Erst, wenn ich ohne Sicherung fahren kann, darf ich mit Sicherung fahren.


    Dass ich heute nicht mehr lerne, wie ich eine Dampflok zusammenbaue, ist natürlich für Dampflok-Fans bedauerlich, aber irgendwie auch nicht mehr nötig, denn es ist ja nicht mal mehr vorgesehen, dass ich zur Störungsbehebung an meiner Lok herumschraube. Dafür gibt es andere, die entsprechend ausgebildet sind.

  • Hallo Julian,


    Ach, Uwe... :-)
    Bis mir jemand das Gegenteil beweist, beharre ich darauf, dass 2000er und 1000er bei Neubauten immer verbaut werden.

    ich habe mal das wichtige ausgezeichnet. ;-)


    Irgendwer hat mich doch mal als "Ewiggestrigen" bezeichnet... :-)
    Nein, so denkt bei der Bahn niemand. Das ist auch Blödsinn, denn je mehr Sicherung ich verbaue, desto mehr muss ich den Lokführern beibringen.
    Und im Hinblick auf Zugsicherung wird auch immer noch "von der Pike auf" gelernt. Nicht umsonst wird in der Ausbildung zuerst nur rangiert - und da sind PZB und Sifa erstmal komplett nebensächlich. Soll heißen: Erst, wenn ich ohne Sicherung fahren kann, darf ich mit Sicherung fahren.

    Wenn das bei der Bahn AG so ist, dann ist ja gut. Aber wie sieht es bei anderen EVU's aus? Und es ist ja nicht nur das Fahren alleine. Wie sieht es mit Fahr- und Ruhezeiten aus?
    BTW: Warum muß ein Junglokführer denn Rangieren? Doch wohl um das Bremsen zu lernen, oder? Ich stelle mir das zumindest so vor.



    Dass ich heute nicht mehr lerne, wie ich eine Dampflok zusammenbaue, ist natürlich für Dampflok-Fans bedauerlich, aber irgendwie auch nicht mehr nötig, denn es ist ja nicht mal mehr vorgesehen, dass ich zur Störungsbehebung an meiner Lok herumschraube. Dafür gibt es andere, die entsprechend ausgebildet sind.

    Ob altgediente Oberlokführer wirklich eine Dampflok zusammenbauen konnten, wage ich zu bezweifeln. Aber heil nach Hause bringen war schon möglich (im Rahmen der Möglichkeiten), da die Technik relativ einfach war und der Werdegang der Personale über eine handwerkliche Ausbildung das hergab.
    Bei dem 'modernen' Geraffel kann ich in der Tat nicht mal eben mit Hammer und Schlüssel wieder etwas gangbar machen. Das verhält sich wie bei den modernen Kraftfahrzeugen, da ist in der Regel abschleppen angesagt.


    Gruss
    Uwe

    --
    Wenn du die Götter zum Lachen bringen willst, mach’ einen Plan.


  • Aber heil nach Hause bringen war schon möglich (im Rahmen der Möglichkeiten), da die Technik relativ einfach war und der Werdegang der Personale über eine handwerkliche Ausbildung das hergab.
    Bei dem 'modernen' Geraffel kann ich in der Tat nicht mal eben mit Hammer und Schlüssel wieder etwas gangbar machen. Das verhält sich wie bei den modernen Kraftfahrzeugen, da ist in der Regel abschleppen angesagt.


    Ja, ich würde als Fahrgast auch ziemlich verstört aus der Wäsche schauen, wenn mir aus dem Führerstand einer liegengebliebenen 403er ein grimmig dreinblickender Tf mit nem 5kg-Hammer und nem 31er-Maulschlüssel in den Händen entgegen käme... :o

  • Zitat

    Aber wie sieht es bei anderen EVU's aus? Und es ist ja nicht nur das Fahren alleine. Wie sieht es mit Fahr- und Ruhezeiten aus?


    Ja, dass Hordorf von "einem Privaten" verursacht wurde, kann man kommentieren, muss man aber nicht.
    Gibt immer schwarze Schafe, mehr möchte ich dazu nicht schreiben.


    Zitat

    Bei dem 'modernen' Geraffel kann ich in der Tat nicht mal eben mit Hammer und Schlüssel wieder etwas gangbar machen.


    Eben, dafür gibt es in der Fahrzeugausbildung entsprechende Lehrgänge zur Störungsbehebung.
    Und wenn das nicht hilft, weil doch mehr kaputt ist, wird eben abgeschleppt.