Fahrleitungsbau am Beispiel UBf Münsterberg auf der Demostrecke

  • Hallo Zusammen,


    beim Ausrüsten der Demostrecke mit einer neuen Fahrleitung ist mir in den Sinn gekommen, den Versuch einer kleinen Anleitung zu machen, wie man mit wenig Aufwand einen beliebigen Bahnhof mit einer Fahrleitung ausrüstet.

    Im vorliegenden Fall ist es der ÜBf Münsterberg auf der Demostrecke, der mit Einzelmasten und einer Re330 ausgerüstet werden soll. Die gemachte Ausführungen sind auch für alle anderen Fahrleitungsbauarten gültig. Bei Quertragwerken gelten im Prinzip die gleichen Regeln.


    Wir befinden uns vor der ersten Weichenverbinung des Bahnhofes. Hinter uns liegt das Einfahrsignal und wir stehen unter einer Streckentrennung, die den Bahnhof vom Rest der Strecke elektrisch trennt.


    Bei der Überspannung von Weichen ist wichtig zu wissen, das der Fahrdraht sich nur in einem bestimmten Bereich kreuzen darf.

    Es ist der schraffierte Bereich im obigen Bild. Nur wie kann kann ich jetzt diesen Bereich im Editor bestimmen?

    Ich nutze dafür meine 'Absteckstangen':


    Diese werden einfach mit der passenden Höhe von 3,67m eingefügt und schon habe ich die Mittellinie des Gleis auf Fahrdrahthöhe. dies für jedes sich kreuzendes bzw. abzweigendes Gleis durch geführt ergibt folgendes Bild:

    Die Fahrdrähte werden sich später im grünen Bereich kreuzen.


    Da die Fahrleitung bekanntermaßen nicht an Siemenslufthaken hängt, muß nun ersteinmal ein passender Ausleger eingefügt werden. Hierzu in die 2D-Ansicht umschalten, hineinzoomen und die Weiche bzw. den Mast finden und darstellen;

    Der gesuchte Mast ist rot markiert. Jetzt den Ausleger als Streckenobjekt in <ÜBf-Münsterberg Verb.4> einfügen:

    Das ganze ist etwas fummelig, da es auf Zentimeter ankommt.


    Und nun das ganze am anderen Ende der Weichenverbindung. Dafür zuerst einen Mast in das andere, durchgehende(!) Gleis setzen und dann einen weiteren Ausleger als Teil des Streckenobjekts einfügen:

    Wichtig dabei ist, das die Ausleger an die richtige Seite kommen. D.h. bei einem Drahtbruch müssen die Ausleger alle zur gleichen Seite schwenken können und so im Zweifelsfall die andere Fahrleitung nicht beschädigen.


    Nachdem die beiden Ausleger im Verbindungsgleis eingebaut sind, kann jetzt die Hochkette dazu kommen. die Länge der Kette beträgt -0,7m + 50,25m = 50,95m und ist als KL-Kette auszuführen.

    Man kann jetzt gut erkennen, das sich die Fahrdrähte hinter dem Kreuzungspunkt der Mittellinie kreuzen.


    Da die Fahrleitung noch einen Anfang benötigt, wird dieser jetzt eingebaut. Diese Hochkette ist eine Sonderfahrleitung und wird mit einem eigenen Dateinamen versehen und in den Verbinder eingefügt:

    Damit ist die erste Weichenverbindung überspannt.


    Ende Teil 1.

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  • Weiter mit Teil 2.


    Für die nächste Weichenverbindung setzen wir ersteinmal die entsprechenden Masten und tragen in das Gleis <ÜBf-Münsterberg Verb.3> die entsprechenden Daten ein. Wir machen es uns einfach und kopieren die Daten aus der Verbindung4, drehen die Ausleger und löschen die Sonderhochkette:

    Wie man sieht, passt die Hochkette nicht. Das ist aber mit dem FLG leicht zu ändern.


    Nachdem das erledigt ist und am linken Gleis <SFS-GleisV> noch ein Ausleger eingebaut worden ist, sieht das ganze so aus:

    Wer nun genau hinschaut, kann erkennen, das wir zwischen diesen beiden Stützpunken kein Zickzack haben. Es gibt nun folgende Optionen:

    • Wir verringern die Seitenabweichung an einem der beiden Stützpunkten um ca. 10cm zur Gleismitte. Bedeutet aber, das zwei weitere Ausleger gebaut werden müssen.
    • Wir ignorieren diese Tatsache völlig. Spart Zeit und Geld. ;-)

    Ich habe mich aus Bequemlichkeitsgründen für die zweite Variante endschieden.


    Das erstellen der linken Hochkette ist etwas kniffelig, da zum einen der Einfügepunkt genau bestimmt werden muss und zum andern auch jeder Seite die genaue seitliche Abweichung.


    Nach ermittlung des Einfügepunktes kann mit Hilfe des FLG die Hochkette erstellt werden. Hierbei ist es unvermeidbar, das mehrere Anläufe vonnöten sind, bis die Hochkette wirklich passt. Daher ist es sinnvoll, der Hochkette einen eingenen Dateinamen zu geben.


    Jetzt muß noch die Abspannung eingebaut werden. Dazu wird ein passender Abspannmast incl. Zubehör gesetzt.


    Bleibt noch die Abspannkette zu erzeugen und die Spannwerke passend zu drehen,


    Damit sind wir am Ende von Teil 2 angelangt.

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  • Und weiter mit Teil 3.


    Im Prinzip wiederholen sich die Tätigkeiten aus Teil 1. Mast mit Ausleger setzen. Kontrollieren das die Fahrdrähte auch kreuzen.


    Wenn wir jetzt aber ein Stück zurück gehen, werden wir feststellen, das da etwas nicht stimmt!

    Es folgen zwei kurze Ausleger aufeinander.


    Im Gegensatz zur Überleitstelle werden wir hier den Zickzack beibehalten, in dem wir einen Ausleger verwenden, der eine Auslenkung von 0mm hat und dazu die passenden Hochketten erzeugen.


    Als nächstes stellen wir den voraussichtlichen Abstand der Stützpunkte bzw. Masten fest und damit die Spannweite.

    Die Länge des Gleises <ÜBf-Münsterberg2> beträgt rund 900m. Im obigen Bild kann man die Herzline der am Ende des Gleises liegende sehen und diese endet bei 39050m und beginnt bei 39950m. Also sind es 900m auf dem Hauptgleis.

    Bestimmen wir nun die Anzahl der Felder:

    900m geteilt durch 65m gibt 13,846. Also werden wir 14 Felder bekommen. Kurze Gegenrechnung: 900m geteilt durch 14 macht 64,25m. Sollte passen. aber es muß noch der Spannweitensprung berücksichtig werden. Da wir vor der Weiche eine Spannweite von 50m haben, darf die darauffolgende Spannweite 60m nicht überschreiten. Also 900m abzüglich 2x60m sind 780m und 780m durch 12 ergibt 65m. Passt. Aber wir müssen noch die Fahrleitung auf dem Gleis <ÜBf-Münsterberg2> betrachten. Da der Stützpunkt an der Weiche um 35cm vom Mastnullpunkt entfernt ist, würde die erste Hochkette eine Länge von 60,35m haben und damit um 35cm zu lange sein.

    Also müssen wir erneut rechnen. 900m / 55m = 16,36. Da wir jetzt Spielraum bei der Spannweite haben, gehen wir von 16 Felden aus.

    -> 900m - 8 x 55m = 460m -> 460m / 8 = 57,5m. Passt auch und die Spannweiten sind so gewählt, das beim Bau sich die Rechnerei in Grenzen hält.

    Jetzt haben wir die erforderlichen Daten und können bauen.

    Aber vorher kurz kontrollieren ob die Fahrdrähte sich kreuzen und der Fahrdraht im Gleis 2 sich noch innerhalb der +/-30cm befindet.

    Passt.

    Passt auch.


    Ich habe mich entschieden, mit zwei Mastreihen zu arbeiten. Möglich wären auch drei Mastreihen.

    Zunächst wird die Fahrleitung um Gleis <SFS-GleisR> gebaut. An dieser Stelle wird ein Festpunkt eingebaut, da die Gesamtabspannlänge 900m + 2 x 250m = 1400m beträgt.


    Nachdem die Fahrleitung im Gleis <SFS-GleisR> gebaut ist, kopieren wir die Daten einfach in Gleis <ÜBf-Münsterberg2> und passen die Hochketten und Stützpunkte an. Das Ergenis sieht so aus:


    Die beiden anderen Gleise werden genau so mit einer Fahrleitung versehen. Kopieren, anpassen, fertig. Aber Achtung! Die beiden linken Gleise haben einen Längenversatz.


    So sieht das in Fertig aus.

    Mir gefällt nicht das die Masten zwischen den Hauptgleisen stehen, dafür gibt es eine m.E. bessere Lösung.


    Ende von Teil 3.

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  • Hier ist der Teil 4.


    Die Lösung: Mehrgleisausleger!


    Was nun noch fehlt, sind die Abspannungen für die beiden Ausweichgleise.



    Da der Bahnhof symetrisch aufgebaut ist, wird an anderen Ende die Fahrleitung spiegelbildlich aufgebaut.


    Was jetzt noch fehlt, ist die folgende Weichenverbindung. Auch hier wird wieder wie im Teil 1 verfahren.


    Leider hat die im Hintergund zu sehende Brücke eine nicht ausreichende Durchlasshöhe, sodaß nach Rücksprache mit dem Netzbetreiber eine Absenkung der Systemhöhe genehmigt wurde, da die Absenkung der Fahrbahn erhebliche Kosten verursacht hätte.


    Und der Bahnhof wird wieder mit einer Streckentrennung vom Restnetz getrennt.


    Damit ist die Ausrüstung des ÜBf Münsterberg abgeschlossen.


    Die Ausführung der Fahrleitungsanlage wird nicht in allen Teilen den Vorschriften entsprechen, da mir diese nicht im vollem Umfange vorliegen.


    Es sollte gezeigt werden, das ein einfacher Bahnhof relativ einfach zu überspannen ist. Habe ich ein etwas komplexeres Weichenvorfeld, so ist die Arbeitsweise die gleiche, nur ist der Aufwand höher.


    Gruss

    Uwe

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  • taler

    Hat das Thema freigeschaltet
  • Hallo Uwe


    Danke fürs Tutorial. :thumbup:

    Diese Fahrleitungsanlage sieht auf jeden Fall sehr viel besser aus, als der ursprüngliche Einheitsbrei.

    Und ich verstehe den Sinn deiner "Absteckstangen" aus dem Demo3 - Entwurf erst jetzt. Zwingt mich aber, mein eigenes Werk erneut zu überarbeiten. ;)


    Grüße Andre