Unfall mit ET 420

  • Dear All!


    In unserer "Schmierzeitung" wird heute abend von einem Unfall zwischen einem Räumfahrzeug und einer S-Bahn aus München berichtet. Näheres wohl irrelevant.


    Mich überrascht etwas, dass auf der anhängenden Foto-Strecke (https://www.rosenheim24.de/bay…16-dezember-91980447.html) ein alter 420 als unfallbeteiligt zu sehen ist. Ich war mir eigentlich recht sicher, dass es diese Bauart nicht mehr im Regelbetrieb gibt.


    Weiß jemand näheres?


    Viele Grüße und beste Wünsche für ein geruhsames Jahresendfest!

  • Hallo Patrick,


    danke Dir!


    Etwas verstört ich bin... ich dachte (oder hoffte), dass die Dinger irgendwann irgendeiner Kunden-Service-Initiative folgend erlegt werden mussten. Aber offenkundig - totgeglaubte leben länger.


    Aber jut, wenn die Elke inzwischen mit am Steuer sitzt, dann kann man das alte Zeug auch wieder ausgraben und Fahrgäste quälen.


    Nochmal danke,


    schöne Feiertage!


    LG -oliver

  • Du musst die Dinger nicht im Alltag fahren, Du hast mit ihrer Stromrechnung nichts zu tun und mit Kinderwagen oder Rollstuhl bist Du für gewöhnlich auch nicht unterwegs, stimmt's? ;-)


    Die Dinger waren ein Fortschritt in Sachen S-Bahn. Sie haben S-Bahnen in Bundesbahnistan auch über Jahrzehnte geprägt und sind damit ein wichtiger Teil der deutschen Eisenbahngeschichte. Ich find's cool, dass es sie im musealen Betrieb gibt. Im Alltag haben die Dinger aber zunehmend wenig verloren und das ist echt gut so.

    Triebfahrzeugführer im Streckendienst der DB Fernverkehr in Frankfurt/Main
    BR: 101, 120, 147.5, IC-Steuerwagen, IC2-Steuerwagen, 401 ("ICE 1"), 402 ("ICE 2"), 403 ("ICE 3"), 406 ("ICE 3M"/"ICE 3MF"), 407 ("neuer ICE 3"), 411 ("ICE T"), 415 ("ICE T")

  • Du musst die Dinger nicht im Alltag fahren, Du hast mit ihrer Stromrechnung nichts zu tun

    Nein und nein. Ich bezog mich aber eigentlich viel mehr aufs "Fahrgäste quälen", was OliverC angesprochen hat und nicht auf die Bequemlichkeiten der Tf's. Bei denen wird er ganz einfach gliebt oder gehasst, wobei ich Letzters auch durchaus nachvollziehen kann, da ein ET420 einfach kein zeitgemäßiger Arbeitsplatz mehr ist.

    Aber das "Fahrgäste quälen" kann ich schlicht nicht unterschreiben: Wenn ich Münchner Raum mal 420 und 423 miteinander vergleiche, so sitze ich im 420er nicht nur bequemer, sondern hab auch mehr Platz fürs Gepäck (nachdem die 423er im BEG-Redesign ja 70 % ihrer Gepäckablagen verloren haben). Sitzplatzanzahl ist auch größer. Okay, Klimaanlage und Infomonitore fehlen, aber dafür gibt's Klappfenster und inzwischen sind alle mit FIS (Ansagen+Anzeigen) nachgerüstet. Als ernsthaft nachteilig sehe ich nur die fehlenden Lichtschranken und Drucksensoren an den Türen. Quälerei ist für mich aber was anderes.

    mit Kinderwagen oder Rollstuhl bist Du für gewöhnlich auch nicht unterwegs

    Nein, aber was macht das für einen Unterschied im Vergleich zu einem ET 422, 423 oder 430? Haben ja alle eine 96er-Einstiegshöhe. Das Fahrzeug muss halt zur Infrastruktur passen.


    Grüße,

    Simon

  • Es fängt bei der Spaltüberbrückung an (sicher, nicht überall gleich relevant; ich bin im Stuttgarter Raum aufgewachsen, wo kaum ein Bahnsteig nicht in einem Gleisbogen ist) und hört beim Platz für Rollstühle, Kinderwagen, aber auch Fahrräder und großes Gepäck auf. Im 420 gibt's (sofern nicht die Münchner noch Sitzreihen rausgeworfen haben; falls das überhaupt geht, da war ja, glaube ich, auch Technik unter den Sitzen?) nur den kleinen Bereich zwischen erster Tür und Führerstand; in den Nachfolgern ist der Bereich größer, offener und zugänglicher.

    Und bspw. für die allein reisende junge Frau am Freitagabend ist es auch ein enormer Fortschritt, nicht im einzelnen Wagen festzusitzen, sondern sich durch den ganzen ET bewegen zu können (mehr Möglichkeiten fragwürdigen Situationen aus dem Weg zu gehen, höhere Chance auf jemanden zu treffen, wer helfen/eingreifen kann etc.), insbesondere wenn das dann noch ein Netz (wie z.B. die RMV-S-Bahn) mit durchgängig Begleitpersonal abends und nachts ist, das man so jederzeit erreichen kann.

    Triebfahrzeugführer im Streckendienst der DB Fernverkehr in Frankfurt/Main
    BR: 101, 120, 147.5, IC-Steuerwagen, IC2-Steuerwagen, 401 ("ICE 1"), 402 ("ICE 2"), 403 ("ICE 3"), 406 ("ICE 3M"/"ICE 3MF"), 407 ("neuer ICE 3"), 411 ("ICE T"), 415 ("ICE T")

  • Ach Herrje,

    ich wollte beim besten Willen keine heiligen Kühe schief anreden... (oder so ähnlich). Nehmen wir also "potenziell oliver quälen" anstelle von "Fahrgäste quälen".


    Daher noch einmal klargestellt: ich war irgendwann in grauester Vorzeit Schul-S-Bahn-Kind in München. Die - damals noch blau/weißen Züge waren nicht nur für mich sondern auch in der gesamten Nahverkehrslandschaft das Maß aller Dinge. Besser ging nicht. Ich glaube - wenn ich mich nicht falsch erinnere - die hatten die stärkste Beschleunigung aller Nahverkehrszüge (zumindest in BRD). Wir reden hier von einer Zeit, in der noch lange Umbauwagen in Richtung Süd-Ost-Bayern unterwegs waren.


    Der Roco-Zug war ein nicht erreichbarer Traum, mein zuständiges Christkind hat da nicht gezogen.


    Das war allerdings im letzten Jahr... äh, Jahrtausend. Und zwischen dem S-Bahn-Kind oliver und dem späteren Uni-Pendel-Kind oliver waren einige Jahre vergangen und die Züge waren zu der Zeit, in der ich in der Uni gelandet bin, schon definitiv durch. Nicht funktionierende Klimaanlagen (Normalzustand Sommer) und nicht funktionierende Heizungen (Normalzustand Winter), der Dauerhinweis auf zu schließende Fenster usw. Ständige Fehlfunktionen, liegenbleibende Züge usf. Die Erinnerung an die Raucherabteile (sic!) erwähne ich gar nicht erst.


    Die Sonne ist aufgegangen mit den 423ern, die Züge waren neuer (wirken auch immer noch so), aufgeräumter, leiser und bequemer; obendrein hat die Klimaautomatik funktioniert (weil sie in einem späteren Jahrhundert gebaut wurde), man konnte durch den Zugteil durchgehen, die Türen nach draußen konnte man ohne übermäßigen Kraftaufwand öffnen...


    NATÜRLICH bin ich keinen dieser Züge selber gefahren - ich kann daher nicht beurteilen, welcher vom Fahrersitz besser ist. Dafür konnte ich beurteilen, ob ich lieber NEOPLAN, MB, SETRA oder gar MAN gefahren bin. Die Wahrnehmung der Fahrgäste war da ebenfalls eine völlig andere.


    Abschließend: Der 420 war eine bahnbrechende Entwicklung. Damals. Heute m.E. (!) nach keine Option mehr um Menschen den ÖPNV näherzubringen.


    Viele Grüße und schöne Feiertage! Bleibt gesund!


    -oliver

  • Die Nichtfunktion der Klimaanlagen liegt übrigens an deren Nichtexistenz ;-) Der einzige 420 mit Klima ist der 420plus, der in Sachen Fahrgastkomfort einiges aufgeholt hätte, aber trotzdem insgesamt ein Fall von zu wenig, zu spät war; plus dass die Antriebstechnik halt immer noch ein unfassbarer Stromfresser blieb.

    Triebfahrzeugführer im Streckendienst der DB Fernverkehr in Frankfurt/Main
    BR: 101, 120, 147.5, IC-Steuerwagen, IC2-Steuerwagen, 401 ("ICE 1"), 402 ("ICE 2"), 403 ("ICE 3"), 406 ("ICE 3M"/"ICE 3MF"), 407 ("neuer ICE 3"), 411 ("ICE T"), 415 ("ICE T")

  • Danke Julian,


    zu lange her... ich weiß noch, dass diese Fensterchen immer umstritten waren im Zug; habe es aber (zumindest im Rückblick) nicht hinterfragt. Danke für die Klarstellung!


    -oliver

  • ich wollte beim besten Willen keine heiligen Kühe schief anreden... (oder so ähnlich). Nehmen wir also "potenziell oliver quälen" anstelle von "Fahrgäste quälen".

    Ganz so ist es ja dann auch wieder nicht. Ich habe deinen Kommentar nur gelesen und wollte auch meine Meinung dazu preisgeben. Ich als Münchner liebe nun mal den ET 420. Fertig - aus. Es gibt für mich kein faszinierendes Fahrzeug im deutschen Schienenverkehr, was nicht heißt, dass neutral betrachtet der 420 hinsichtlich Technik etc. alles andere in den Schatten stellt.

    Meine Meinung ist nun mal subjektiv. Als Kind habe ich noch die letzten Einsatzjahre der alten Taschenschieber in München mitgemacht. Zugegeben, die Erinnerung ist ziemlich verschwommen, da ich selbst Baujahr 2000 bin unsere "Heiligen ET" 2004 nun mal aus dem Verkehr gezogen wurden. Jedenfalls war es für mich zehn Jahre später umso erfreulicher, als er wieder nach München (wo der 420 ja auch ursprünglich mal herkam) zurückkehrte. Aber das ist eben meine subjektive Meinung, andere finden das weniger erfreulich oder mögen den 420 schlicht ergreifend einfach nicht.


    Wie Julian bereits gut angesprochen hat, bringen die ET's ja neutral betrachtet auch einige Nachteile mit sich - vor allem hinsichtlich Arbeitsplatz, Energieverbrauch, Sicherheit (fehlende Ü-Kameras, Lichtschranken, Drucksensoren usw), aufwendige Wartung, Störanfälligkeit... Klar sehe ich diese Nachteile auch und lasse die Vorteile der modereren Triebwagen nicht einfach an mir vorrübergehen. Ich fahre auch gerne mit dem 423 in München oder habe auch Gefallen am Stuttgarter 430 gefunden und gieße die Laufruhe, die bessere Beschleunigung oder die deutlich sanftere Bremsverzögerung. Sicherer fühle ich mich dank hellen und übersichtlichen Innenraum auch.

    Aber ich sehe den Planeinsatz des ET 420 (vor allem nach der Aufbereitung bei der S-Bahn München) jetzt auch nicht als Zumutung der Fahrgäste an. Aber ist ja auch gut so, dass es verschiedene Meinungen hier im Forum gibt und ich als eingefleischter 420-Fan konnte es einfach stehen lassen und musste meinen Senf dazugeben. ;)


    Grüße,

    Simon

  • Hallo Simon,


    relax - alles gut. Es gibt da nicht einmal Raum für unterschiedliche Meinungen. Von außen bis heute ein sehr schicker Zug, hat mich als Kind definitiv fasziniert. Und ja - auch ich bin Münchner Kind, wenn auch mindestens hundert Jahre früher. Später war halt später. Und das neue Gerät ist halt das neue Gerät.


    Im Ausgangspost war ich massiv irritiert darüber, dass dem Canterville-Geist folgend Züge wieder im Plandienst gelandet sind; da gab es ja dann eine schnelle Antwort.


    Liebe Grüße!