ICE-Unfall in Griesheim

  • https://www.gmx.net/magazine/p…nkfurt-entgleist-32174386


    In der vergangenen Nacht ist ein leerer ICE, der im Werk Frankfurt-Griesheim auf die nächste Fahrt vorbereitet werden sollte, über einen Prellbock gelaufen und auf dem dahinter liegenden Bahnsteig gelandet. Dem Vernehmen nach wurde niemand verletzt. Der Triebkopf des ICE wurde von zwei Kränen geborgen (Bilder im Artikel). Deshalb gab es Einschränkungen im S-Bahn-Verkehr.


    Interessanterweise gibt es zum Artikel sogar einen sinnvollen Kommentar (unter vielen):


    Zitat von Detlef Dosdall

    Detlef Dosdall


    Bei dem Gleis handelt es sich um ein Ausziehgleis westlich des Bahnbetriebswerks Frankfurt-Griesheim. Es dient dazu, Züge von einem Werkstattgleis in ein anderes umzusetzen. In der Regel wird auf so einem Gleis im Schritttempo (10-20 km/h) gefahren. Aber schon bei 20 km/h schiebt der ca. 400 Tonnen schwere Zug einen Prellbock einfach weg. Der darf auch nicht zu fest montiert sein, sonst wird der Schaden am Zug zu groß.
    Die Sperrung der Strecke ist nur natürlich, da hier ein Werkstattzug mit Hebeböcken usw. eingesetzt werden muss.
    Die INDUSI (induktive Zugsicherung) müsste wegen des Bremsweges mindestens 100 m vor dem Prellbock montiert sein. Dafür ist dieses Gleis aber zu kurz. So etwas kann schlicht und ergreifend mal passieren. Ein kleiner Augenblick Unaufmerksamkeit reicht. Als ob das einem Autofahrer noch nie passiert wäre!

  • Das zur Indusi ist aber kompletter Unfug. a) ist das Ausziehgleis, soweit ich das in Maps überblicke, deutlich über 100 Meter lang, b) hat ein ICE definitiv keine 100 Meter Bremsweg aus 25km/h (Vmax für Rangierfahrt) und c) überwacht die Indusi eh nur bis 45km/h (in Zugart O) oder äh 25km/h??? (in Zugart U), jeweils Endpunkt der 500Hz-Beeinflussung), und eine Rangierfahrt kommt da eh nie drüber.


    Außerdem meine ich zu wissen, dass Prellböcke in der Regel auf 30km/h Aufprallgeschwindigkeit ausgelegt sind. Die Streckensperrung hat nicht nur mit der Bergung zu tun, sondern auch damit, dass erstmal die Sicherungstechnik auf eventuelle Schäden geprüft werden muss.


    (Natürlich verdient der zitierte Kommentar im Vergleich zum restlichen Sumpf trotzdem einen Eisenbahnnobelpreis.)

  • Zu viel möchte und darf ich dazu nicht verraten (so viel zuerst: Ich war's nicht xD), aber paar Details seien angemerkt: Das Gleis ("langer Prellbock") ist um die 400m lang, ein doppelter Dreier passt da rein. Außerdem ist es ein Hauptgleis, in das als Zugfahrt ein- bzw. aus dem ausgefahren werden kann; Ausfahren geht allerdings nur mit max. 200m, da man sonst über das Asig hinaus steht.


    Prellböcke werden in der Regel nicht für 30km/h ausgelegt. Die Geschwindigkeit, für die ein Prellbock projektiert wurde, steht in aller Regel sichtbar angeschrieben auf einem kleinen Schildchen. Meistens ist das, IIRC, eine Größenordnung von 20km/h. Bei 30km/h bringt man dann schonmal 125% mehr kinetische Energie mit; bei 45km/h (obere Zugart, 500Hz-Kurve grad so unterfahren) gut fünf mal so viel.

    Triebfahrzeugführer im Streckendienst der DB Fernverkehr in Frankfurt/Main
    BR: 101, 120, 147.5, IC-Steuerwagen, IC2-Steuerwagen, 401 ("ICE 1"), 402 ("ICE 2"), 403 ("ICE 3"), 406 ("ICE 3M"/"ICE 3MF"), 407 ("neuer ICE 3"), 411 ("ICE T"), 415 ("ICE T")

  • Genau, das ist das Gleis.


    Was mich erstaunt bzw was ich mich frage: wie ist der Zug auf den Bahnsteig gekommen? Da müssen ja größere Kräfte gewirkt haben, als bei "normaler" Annäherung an den Prellbock. Ich glaube nicht, dass ein "Holzprellbock" so stabil ist, dass dieser einen ICE auf den Bahnsteig bekommt und dann auch noch so weit...

  • In Korl-Morx-Stodt hat 1983 eine V60 mit einer Rangierabteilung aus Bghw im Gleis 83 die 75 515 auf den Bahnsteig hoch geschoben.
    Immerhin 60t durch eine Mauer durch, Das geht schon.


    Gruß André

  • Hallo Miquel Uwe hat es schon richtig benannt. Möchte jetzt aber nicht zu sehr abschweifen deshalb nur kurz.
    Ich habe mich ein wenig der Tatsache bedient das Chemnitz wegen des Dialektes oft als Stadt mit den drei "O" bezeichnet wird. Denn im Erzgebirgischen wird A manchmal zum O "Arzgebirg is da wo de Hasen Hosen un de Hosn Husn hasn" ;-) Dazu kommt das man natürlich alles etwas weicher ausspricht deshalb hätte ich eigentlich Gorl-Morx-Sdodd schreiben müssen. Wäre da nicht der Umstand das der Ort im Erzgebirge seit eh und jeh (auch zu DDR Zeiten) einfach "Chamz" gesprochen wird.


    Zum Unfall selbst.
    Es ist manchmal schon erstaunlich wohin vermeintlich Tonnenschweres sich zu bewegen vermag. Mir fällt dazu eigentlich nur der oft gebrauchte Irrtum "das ist so schwer, da bewegt sich nix" in der Ladungssicherung ein. Gerade große Gewichte einmal in Bewegung neigen dazu ihre Bewegung fortzusetzen. Besser kann man Physik bei der Arbeit nicht zusehen.


    Gruß André