Gewicht der ETCS Ausrüstung

  • Seit geraumer Zeit drängt sich mir eine Frage bezüglich ETCS Ausrüstung auf. Die ES64U2 wiegt mit ETCS - Ausrüstung satte 2 Tonnen mehr als ohne, und das schockiert mich doch etwas.


    Was in aller Welt ist an dieser Ausrüstungs so schwer?
    Gerade im Zeitalter des Leichtbaus wundert mich dass ein wenig Elektronik so extrem viel zusätzliches Gewicht verursacht. Vor Allem wundert es mich sofern die Ausrüstung nicht großteils aus Blei besteht, wo überhaupt Platz dafür ist und warum es soviele An- und Umbauten erfordert.


    Im Wesentlichen handelt es sich ja 'nur' um einen Rechner mit Funkanschluss und den Rezeptor am Fahrzeug? Am Führerstand selbst muss ja dank Universaldisplays nichts neues installiert werden. (bzw. sollte das Display ja leichter sein als das analoge MFA)


    Wäre schön wenn mir dazu jemand eine Erklärung liefern könnte.

  • Hm, bei zwei Tonnen Mehrgewicht ist mehr als nur zusätzliche Elektronik verbaut. Da wird auch noch Stahl mitverbaut sein, nur ob dies der ETCS-Ausrüstung zu zurechnen ist, das wage ich zu bezweifeln.


    Gruss
    Uwe

    --
    Wenn du die Götter zum Lachen bringen willst, mach’ einen Plan.

  • Ich hab grad mal im Dienstbehelf nachgelesen und folgendes gefunden:
    - ETCS-Zentralrechner (in einem eigenen {Stahl-?} Schrank)
    - ETCS-Radsatzgeber
    - ETCS-Antenne (und deren Halterungen!)
    - ETCS-Radargeräte (-"-)
    - ETCS-Bremswirkgruppe mit Absperrhahn


    Inklusive der notwendigen Verkabelung, die auch einiges wiegt, wird das schon so hinkommen, denk ich.

  • Gut, das Ding ist halt dass auch Dinge die beispielsweise für die LZB schon drauf sind nochmal angebaut und nicht mitverwendet werden. Trotzdem nicht ganz ohne :)

  • Hm, weiss nicht...


    - ETCS-Zentralrechner (in einem eigenen {Stahl-?} Schrank)
    Wenn das mehr als 200kg wiegt, dann ist gehörig was schief gelaufen.
    Stahlschrank B800 H1800 T600 ca.100kg
    Rechner im 19"-Gehäuse, max. 25kg
    macht bei redundater Auslegung 175kg


    - ETCS-Radsatzgeber
    Weggeber je Radsatz mit Befestigungsklimbim: Wenn es 10kg, dann ist das viel.
    Macht bei 4 Radsätzen 40 kg


    - ETCS-Antenne (und deren Halterungen!)
    Wie vor 10kg max.


    - ETCS-Radargeräte (-"-)
    Ist letztlich auch nur eine Antenne mit Rechner, gehen wir mal von 35kg je Stück aus und nehmen wir mal 2 Stück an.
    Macht 70kg


    - ETCS-Bremswirkgruppe mit Absperrhahn
    Letztlich ein paar Magnetventile, dürfte niht mehr als 25kg sein.


    Verkabelung: Überwiegend hochpolige Leitungen mit geringem Querschnitt. Typisches Gewicht: 0,5 kg/m. Wenn davon 500m verbaut werden ist das schon sehr viel.
    Macht dann 250kg


    Macht alles zusammen ca. 570kg und das sind bei weitem keine 2000kg.


    Gruss
    Uwe

    --
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  • Meine Auflistung ist sicher nicht vollständig, sondern nur kurz aus dem Dienstbehelf rausgeschrieben, was mir ins Auge fiel; von daher lasse ich das mit Gewichtsschätzungen, zumal ich da ohnehin schlecht bin :D


    Macht alles zusammen ca. 570kg und das sind bei weitem keine 2000kg.


    Die Taurüssel kommen aus dem Hause Siemens - jene Firma, die für die Führerstands-Nachrüstung einer 230V-Wechselstromsteckdose um die 6.000€ verlangt. Somit machen die auch aus 600kg -> 2000kg. 8-)

  • Nein nein die Bauteile sind schon etwas schwerer. Immerhin wird auch fast das gesamte Innenleben der 1116 ersetzt und neu verkabelt. Auch die Führertische sind komplett anders als ohne ETCS Ausrüstung und allen in allen kommt man tatsächlich auf fast 1600 Kilo zusätzlich (aufgerundet ergibt das eben 2 Tonnen mehr)


    Es tut sich da schon viel - auch bei Dingen die man nicht mit den Augen erkennt. Die gesamte GSM-R Technik kommt zu der ETCS Sache übrigens auch noch dazu und das benötigt auch wieder einen eigenen Rechner, Kabel, Antennen usw usw






    Zu den Steckdosen - Das sind natürlich keine normalen Stecker wie man sie im Wohnzimmer hat, sondern Spezialanfertigungen die alle möglichen Richtlinien erfüllen müssen. Das geht alleine schon beim Brandschutz los über mögliche Störströme bis hin zur Verkabelung. Dann muss das Tfz neu zugelassen werden, nach dem Einbau und es muss alle möglichen Tests bestehen um zu beweisen, dass durch diesen Einbau alle anderen Funktionen nicht beeinträchtigt werden. Klingt vielleicht bescheuert aber es ist gar nicht einmal so einfach 230 Volt auf einer Elektrolokomotive herzubekommen :whistling:

  • Und selbst wenn man nur diese Bauteile betrachtet, wenn ich mir so einen Radsatzgeber anguck, dann glaube ich nicht, dass "10kg schon viel" waeren. Gut, schaetzen war nie meine Staerke, aber die Dinger sind tlw. schon richtig gross. Genauso alle moeglichen "Gerueste" zur Montierung von Antennen etc.; das ist kein 30mm-U-Profil...

    Triebfahrzeugführer im Streckendienst der DB Fernverkehr in Frankfurt/Main
    BR: 101, 120, 147.5, IC-Steuerwagen, IC2-Steuerwagen, 401 ("ICE 1"), 402 ("ICE 2"), 403 ("ICE 3"), 406 ("ICE 3M"/"ICE 3MF"), 407 ("neuer ICE 3"), 411 ("ICE T"), 415 ("ICE T")

  • Zu den Steckdosen - Das sind natürlich keine normalen Stecker wie man sie im Wohnzimmer hat, sondern Spezialanfertigungen die alle möglichen Richtlinien erfüllen müssen. Das geht alleine schon beim Brandschutz los über mögliche Störströme bis hin zur Verkabelung. Dann muss das Tfz neu zugelassen werden, nach dem Einbau und es muss alle möglichen Tests bestehen um zu beweisen, dass durch diesen Einbau alle anderen Funktionen nicht beeinträchtigt werden. Klingt vielleicht bescheuert aber es ist gar nicht einmal so einfach 230 Volt auf einer Elektrolokomotive herzubekommen :whistling:

    220 (sic!) V~ wird von einem Hilfsbetriebeumrichter erzeugt, natürlich galvanisch getrennt.
    Nichtsdestotrotz finde ich die Kosten überteuert...aber Siemens wusste schon, dass die ÖBB keine andere Wahl hatte :rolleyes:

  • naja du wirst lachen aber 6000€ pro Stück ist ein guter Preis im Vergleich zu anderen Firmen die noch deutlich teurer waren. Das teure ist ja nicht der Einbau (dauert ca 12 Stunden) sondern eben die erneute Zulassung und die gesamten Testreihen (und das waren einige)



    Bei den Talent, Desiro, 1144 usw hat man gar keine 230 V Steckdose verbaut sondern eine 12 Volt Dose - ähnlich wie beim Zigarettenanzünder im Auto mit der über einem Adapter TIM mit Strom versorgt wird. Der Einbau dieser Steckdose war mit knapp 5000€/Stück auch nicht gerade billiger.