ZitatAlles anzeigenvon Rolf Kleine
Berlin - Diese Personalie könnte eine echte Sensation werden!
Innerhalb des Aufsichtsrates der Bahn AG gibt es Bestrebungen, Vorstandschef Hartmut Mehdorn (63) noch in diesem Frühjahr abzulösen. Favorit für die Nachfolge ist nach BILD-Informationen: CDU-Finanzexperte Friedrich Merz (50). Ein Mitglied des Bahn-Aufsichtsrates: "Mehdorns Vertrauensvorschuß ist aufgebraucht. Eine Berufung von Merz könnte auch mit Blick auf den Börsengang der Bahn ein Aufbruchssignal sein." In der Spitze des Bundesfinanzministeriums wird bestätigt: "Es gibt Gespräche."
Eigentlich läuft Mehdorns Vertrag noch bis 2008. Aber spätestens seit seinem gescheiterten Versuch, im Alleingang die Bahn-Zentrale von Berlin nach Hamburg zu verlegen, gilt sein Verhältnis zu den maßgeblichen Ministern (Verkehr, Wirtschaft, Finanzen) der Bundesregierung als völlig zerrüttet.
Und als alleiniger Eigentümer hat der Bund bei der Bahn noch immer das Sagen.
Merz ist in den vergangenen Monaten ein enger Vertrauter von Bahn-Aufsichtsratschef Werner Müller geworden.
Der ehemalige Wirtschaftsminister und Verstandsvorsitzende des Energiekonzerns RAG gewann den CDU-Bundestagsabgeordneten und rennomierten Anwalt Merz als Justitiar für die RAG beim bevorstehenden Börsengang. Daß Müller als Bahn-Aufsichtsratschef eine entscheidende Rolle bei der Suche nach einem Mehdorn-Nachfolger spielt, ist in Berlin ein offenes Geheimnis.
In Berlin gilt es als sicher, daß neben Müller noch jemand die Top-Personalie bei der Bahn absegnen muß: Kanzlerin Angela Merkel (CDU).
Doch die Regiungschefin überläßt den Fall derzeit noch Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) und Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU). Aus gutem Grund, denn: Glos favoritisiert für die Mehdorn-Nachfolge eher seinen Parteifreund, den Bahn-Marketing-Vorstand Otto Wiesheu.
Für Hartmut Mehdorn wäre ein Aus als Bahn-Chef zumindest finanziell nicht tragisch: Ein vorzeitiger Rauswurf würde mit rd. 1 Mio. Euro Abfindung vergoldet...
Bild-Zeitung vom 15. April 2006
Anmerkung: Da kommt die Deutsche Bahn von einem Shareholder-Value-Fanatiker zum nächsten. Ich glaube nicht, daß Friedrich Merz etwas verbessern würde, sondern er würde Mehdorns verfehlte Führungspolitik in verschärfter Form fortsetzen.