ZitatOriginal von Hallole
Dass die Liegedauer der Gleise, und auch der Schienen allein, länger wird ist doch beabsichtigt.
Das ist richtig, aber auch nur die halbe Wahrheit. Der Threadtitel ist sicherlich ungünstig gewählt, es gibt nämlich weitere Indikatoren, die auf ein Schlechterwerden der Infrastruktur hinweisen.
ZitatDas sind doch alles positive Aspekte. Weil die Zahlen Durchnittswerte über alle Gleisbauarten hinweg sind, werden sie immer größer, je mehr alte Gleise aufgearbeitet sind, also je weiter sich der technisch hochwertige Oberbau verbreitet. Die besseren Materialien tauchen inzwischen schon in Nebengleisen auf. Der logische Schluss ist: Die Gleise werden immer besser.
Das mag teilweise richtig sein. Es gibt aber auch weitere Indikatoren.
Im Kalenderjahr 2006 verschwanden rund 2.000 Weichen aus dem Netz. Die Belastbarkeit und Flexibilität hat also abgenommen. Eine der Folgen war, daß ein Zug sich 2006 pro 1.000 Kilometer durchschnittlich 5,65 Minuten Verspätung eingefahren hat. 2005 waren es noch 4,37 Minuten. Auch mehrere tausend Langsamfahrstellen sorgen ihrerseits dafür, daß das Verkehrsmittel Eisenbahn an Zuverlässigkeit verliert.
ZitatWegen der Qualität des Netzes müsstet Ihr Euch an den Bund wenden, der ist der Eigentümer.
Ich hätte nicht geglaubt, daß ich einmal in die Situation komme, die aktuelle Verkehrspolitik verteidigen zu müssen. Aber mehr als bereitlegen kann der Bund das Geld nicht, abrufen muß die DB Netz AG es dann selbst. Herr Tiefensee kann nicht jeden Euro persönlich verplanen. Zwischen 2001 und 2005 wurden 1.500.000.000,00 €uro zur Wartungs der Eisenbahninfrastruktur nicht abgerufen, die betriebswirtschaftlichen Gründe habe ich bereits erläutert. Ich schrieb:
Die Deutsche Bahn AG braucht die Mittel nur abzurufen, sie tut das aber nicht, weil diese umgesetzten Gelder, die sofort wieder in die Ausgaben fließen würden, die Umsatzrendite insgesamt schmälern würden, obwohl per saldo nicht mehr und nicht weniger Geld vorhanden wäre. Angenommen, die Deutsche Bahn AG hätte in diesem Zeitraum pro Jahr 300 mio € abgerufen, dann wäre der Umsatz um genau diese Summe gestiegen, allerdings wären auch die Ausgaben um genau diese Summe gestiegen, so daß die Bilanz vergrößert würde ohne daß die Gewinne entsprechend vergrößert würden.
ZitatWegen der Ausdünnung von Regio-Fahrplänen ist das Bundesland der richtige Ansprechpartner. Die Bahn, egal welche, fährt das was das Land bestellt.
Wobei die Kostensteigerungen für den SPNV durch steigende Trassenpreise natürlich ein Problem sind. Hier hat die Deutsche Bahn AG ein natürliches Monopol und kann schalten und walten wie sie möchte. Und jetzt kommt bitte niemand mit der Bundesnetzagentur, außer Herrn Tiefensee glaubt wohl niemand, daß die Bundesnetzagentur ernsthaft in der Lage wäre, Wucherei bei Trassenbenutzungsgebühren im großen Stil zu verhindern. Die Bundesnetzagentur ist ein zahnloser Tiger und eine Alibibehörde.
Wobei Du nicht ganz unrecht hast, die Verkehrspolitik vieler Länder läuft falsch. Der tiefschwarze Freistaat im Süden der Republik macht hier eine vorbildliche Eisenbahnpolitik, in Nordrhein-Westfalen liegt die Schiene schon länger brach, sowohl unter Wittke als auch früher unter Horstmann.
ZitatWarum müsst Ihr immer auf den Mehdorn eindreschen? Der hat zwar persönliche Ziele, aber wo's lang geht bestimmen die Politiker.
So sollte das sein, aber ich denke, Du weißt so gut wie ich, daß Mehdorn die Verkehrspolitiker vor sich hertreiben kann wie es ihm gefällt.
Mehdorn ist nicht die Ursache des Problems, Mehdorn erfüllt einen Auftrag, den ihm der Bund gegeben hat. Die Verantwortung für die Tatsache, daß die Eisenbahn in Deutschland in einem äußerst desolaten Zustand ist, liegt bei unseren Verkehrspolitikern, das ist richtig. Die Deutsche Bahn AG hier aber als völlig unbeteiligt hinzustellen, trifft den Kern der Sache aber ebenfalls nicht.