PM In den USA wird auf ÖPNV umgestiegen

  • Es sind zwar nur geringe Zuwächs,doch es sind Zuwächse im Land der unbegrenzten Automanie. Zudem halte ich den Artikel für sehr interessant. Weshalb ich ihn euch nicht vorenthalten möchte:


    http://www.kurier.at/nachrichten/wirtschaft/17493.php


    Nachtrag: Warum der Mensch so am Auto hängt bhauptet der Psychologe dieses Interviews zu wissen:


    http://www.taz.de/pt/2006/07/07/a0259.1/text.ges,1


    Toll find ich immer das Argument die Kinder von der Schule mit Auto abzuholen weil auf den Straßen so dichter Verkehr herrscht.

    2 Mal editiert, zuletzt von Patrick Schardien ()

  • Zitat

    Original von Patrick Schardien
    Es sind zwar nur geringe Zuwächs,doch es sind Zuwächse im Land der unbegrenzten Automanie. Zudem halte ich Das den Artikel für sehr interessant. Weshalb ich ihn euch nicht vorenthalten möchte:


    http://www.kurier.at/nachrichten/wirtschaft/17493.php


    Interessant, aber die Situation in den USA ist mit Europa nicht vergleichbar. Nennenswerten ÖPNV gibt es nur an der Ost- und Westküste. Immerhin hat man in amerikanischen Großstädten den SPNV wiederentdeckt und führt fast überall neue Stadt- und Vorortbahnsysteme ein, nachdem man seit den 30er Jahren jahrzehntelang den (oft gut ausgebauten) Schienennahverkehr fast vollständig zugunsten der Straße kaputt gemacht hat.

    Zitat


    Nachtrag: Warum der Mensch so am Auto hängt bhauptet der Psychologe dieses Interviews zu wissen:


    http://www.taz.de/pt/2006/07/07/a0259.1/text.ges,1


    Toll find ich immer das Argument die Kinder von der Schule mit Auto abzuholen weil auf den Straßen so dichter Verkehr herrscht.


    Man kann es den Kindern auch nicht zumuten, an einer Haltestelle auf Bus oder Bahn zu warten, weil sie dann ja die gefährlichen Autoabgase und den Feinstaub einatmen müssten... :rolleyes:
    Die TAZ gilt zwar nicht gerade als politisch objektives Blatt, aber die Passage mit dem "identitätsstiftenden" Auto finde ich interessant. Wenn dem so wäre, müssten doch eigentlich alle Bahnfans überzeugte Bahnfahrer sein, denn die Identität eines Eisenbahnfreundes definiert sich schließlich über das Benutzen der Eisenbahn.
    Der Artikel bestätigt aber mal wieder meine Meinung, dass den Verkehrsproblemen in Städten und Ballungsräumen nicht mit Vernunftappellen und Freiwilligkeit, sondern nur durch Zwangsmaßnahmen wie Straßenbenutzungsgebühren, Rückbau von Fahrspuren und Parkplätzen, Innenstadtmaut und saftigen Parkgebühren beizukommen ist. Es würden weniger Autos in die Stadt fahren und als positiver Nebeneffekt würde auch Geld in die Kassen gespült, um die Kürzungen der Bundesmittel für den Nahverkehr aufzufangen.

  • Zitat

    Original von RainerH
    Die TAZ gilt zwar nicht gerade als politisch objektives Blatt


    Im Vergleich zu den verkommenen und korrupten Blättern im deutschen Mainstream halte ich die TAZ immer mehr für eine vernünftige Alternative. Eine der wenigen Printmedien in der Bundesrepublik, die nicht unter dem Einfluß neoliberaler Netzwerke stehen (vgl. dazu "Albrecht Müller - Machtwahn (Wie eine mittelmäßige uns zugrunde richtet)", Droemer-Verlag München 2006, ISBN 978 - 3 - 426 - 27389-9).



    Zitat

    Der Artikel bestätigt aber mal wieder meine Meinung, dass den Verkehrsproblemen in Städten und Ballungsräumen nicht mit Vernunftappellen und Freiwilligkeit, sondern nur durch Zwangsmaßnahmen wie Straßenbenutzungsgebühren, Rückbau von Fahrspuren und Parkplätzen, Innenstadtmaut und saftigen Parkgebühren beizukommen ist. Es würden weniger Autos in die Stadt fahren und als positiver Nebeneffekt würde auch Geld in die Kassen gespült, um die Kürzungen der Bundesmittel für den Nahverkehr aufzufangen.


    Ich denke, wir brauchen eine ideologiefreie und differenzierte Verkehrspolitik. MIV und ÖPNV sind keine Konkurrenten, sondern zusammen können sie für eine optimale Ausnutzung der Verkehrswege sorgen.


    Das Büro für angewandte Soziologie unter Leitung von Prof. Herbert Grymer der Bergischen Universität Wuppertal hat schon vor zwanzig Jahren Alarm geschlagen. Weswegen? Autofahrer werden in den Wuppertaler Innenstädten malträtiert, wo es nur geht. Parken kostet viel Geld, einfach mal anhalten ist verboten und vieles mehr. Ein Bus der Wuppertaler Stadtwerke fährt direkt vom Tölleturm - wo die Gutverdiener wohnen - in die Innenstädte. Aber das interessiert die Gutverdiener nicht. Schon vor zwanzig Jahren hat das BfaS gewarnt, daß diese Leute ihre Kaufkraft verstärkt nach Düsseldorf bringen, ins Rhein-Ruhr-Zentrum in Mülheim an der Ruhr und in den Ruhr-Park in Bochum, inzwischen auch ins CentrO in Oberhauen. Wenn man Autos so konsequent bekämpft, wie jahrzehntelang der ÖPNV bekämpft worden ist, dann wird man die Innenstädte veröden lassen, aber man kriegt die Leute nicht aus den Autos.


    An anderen Punkten sollte man ansetzen: Die Autosteuer drastisch erhöhen. Nicht für Familienkutschen, für sozial schwache, die ein Auto brauchen, aber z.B. halte ich die Steuerbefreiung für Neuwagen für absoluten Quatsch. Man muß allerdings auch beachten, daß in diesem Fall die Autoindustrie, die ohnehin an einer gewaltigen Überproduktion krankt, noch größere Probleme bekäme. Trotzdem, die Steuerbefreiung für Neuwagen weg, und jedes Auto, das mehr als 100PS hat mit einer dicken Luxussteuer belegen. Das ist wirklich umweltfeindlich.


    Es gibt viele Pendler, die fahren nicht mit dem Auto, aus gutem Grund. Aber man muß die Rahmenbedingungen idealisieren. Wenn man mit dem Zug vom Wittener Hbf z.B. nach Essen Hbf fährt, dann haben viele Leute wenig Lust, für eine zwanzigminütige Zugfahrt vorher eine halbe Stunde im Bus zu sitzen. An jedem Bahnhof muß, soweit möglich, eine große Park and Ride Anlage gebaut werden. In Witten ist direkt neben dem Hauptbahnhof ein riesiger, allerdings kostenpflichtiger Parkplatz. Hier muß das kurzfristige Abkassieren der Bürgerinnen und Bürger beendet werden. Mit dem Auto zum Bahnhof, kostenlos am Bahnhof parken, das sind Konzepte, die ich für gut halte.


    Straßenbenutzungsgebühren? Wird dann die Kfz-Steuer abgeschafft? Das Problem ist, daß die allermeisten öffentlichen Straßen inzwischen in einem Zustand sind, indem die öffentliche Hand aufpassen muß, daß sie nicht regreßpflichtig wird für die Schäden, die an den Autos entstehen. Kennt jemand die Oskar-Hoffmann-Straße in Bochum? Da sind Schlaglöcher, in denen gerüchteweise schon ganze Autos versunken sein sollen.

  • Zitat

    An anderen Punkten sollte man ansetzen: Die Autosteuer drastisch erhöhen. Nicht für Familienkutschen, für sozial schwache, die ein Auto brauchen, aber z.B. halte ich die Steuerbefreiung für Neuwagen für absoluten Quatsch.


    Hä, warum?? Aus Umweltgründen ist das mehr als sinnvoll!


    Zitat

    Man muß allerdings auch beachten, daß in diesem Fall die Autoindustrie, die ohnehin an einer gewaltigen Überproduktion krankt, noch größere Probleme bekäme.


    Nochmal hä?? wo?? Beispiele? Also den Herstellern, die ich kenne, geht's prima und die Lieferzeiten werden länger...



    Zitat

    Trotzdem, die Steuerbefreiung für Neuwagen weg, und jedes Auto, das mehr als 100PS hat mit einer dicken Luxussteuer belegen. Das ist wirklich umweltfeindlich.


    Das spricht wieder ein Auto-Experte, oh mein Gott...
    Das würde dann quasi alle betreffen oder gibt's irgendwo die von dir angesprochenen "Familienkutschen" unter 100 PS? So ganz nebenbei ist ein Auto mit im Schnitt 1600 kg Leergewicht (!) mit z.B. 80 oder 90 PS so gut zu fahren wie ein 628.2 auf der Steilstrecke... Übrigens ist der Spritverbrauch und der Motorverschleiß dann überdurchschnittlich groß, bringt also nix - nur noch mehr Abgase, denn weniger leistung heißt nur mehr extrem spritfressenden Volllastbetrieb. Denn der Verbrauch und der Ausstoß von Schadstoffen steigt nicht so einfach proportional mit der eingetragenen Motorleistung. Aber ich bin mir sicher, dass das jemand der so fundiert gegen Autos wettert, bestimmt weiß...


    Zitat

    Ich denke, wir brauchen eine ideologiefreie und differenzierte Verkehrspolitik.


    Und spätestens jetzt sollten einige hier nochmal drüber nachdenken, was "ideologiefrei" genau heißt...


    Zitat

    Der Artikel bestätigt aber mal wieder meine Meinung, dass den Verkehrsproblemen in Städten und Ballungsräumen nicht mit Vernunftappellen und Freiwilligkeit, sondern nur durch Zwangsmaßnahmen wie Straßenbenutzungsgebühren, Rückbau von Fahrspuren und Parkplätzen, Innenstadtmaut und saftigen Parkgebühren beizukommen ist.


    Ne, ich kenn's von der Autobahn: Ist irgendwo 'ne Spur dicht, werden die Autos nicht weniger...
    Nebenbei wird der Verkehrsfluss behindert, folglich mehr Stopp und Go, der Spritverbrauch verdoppelt sich dann schnell und man hat ein sehr sehr schönes Eigentor...


    Zitat

    Es würden weniger Autos in die Stadt fahren und als positiver Nebeneffekt würde auch Geld in die Kassen gespült, um die Kürzungen der Bundesmittel für den Nahverkehr aufzufangen.


    Wo kommt das Geld dann her? Weniger Autos bedeuten nicht automatisch mehr öffentlichen Verkehr.


    Ich bin ja immer noch der Meinung, man muss pro Schiene argumentieren und nicht immer kontra Auto, weil das bringt rein gar nix. Dann fühlt sich der Deutsche und die Autolobby gleich ziemlich kräftig auf die Füße gestiegen. Warum fahren denn alle so gern mit dem Auto statt öffentlich?? Vielleicht sollte man sich das lieber mal überlegen und wird dann feststellen, dass die Eisenbahn gewissen Ansprüchen der heutigen Mobilitätsansprüchen nicht (mehr!) gerecht wird.


    Aber ich seh's am "Wolnzach-Express". Das Interesse (außer bei den Fuzzys) scheint doch leider sehr zu wünschen übrig zu lassen, denn warum soll man 10 oder 20 Minuten zum Bahnhof gehen, dann 5 Minuten fahren und dann nochmal ca. 10 Minuten gehen, wo hier doch eh jeder wie bisher einfach in ca. 7 Minuten jeder Zeit dahin fahren kann, wo man will? Und wenn ich Freunde in der Nähe von München besuche, freue ich mich immer, ein Auto dabei zu haben, denn den letzte Zug um kurz vor 0 Uhr muss man erstmal kriegen, zumal die Fahrzeit mit dem Auto auch knapp die Hälfte ist... Oder warum fahren wir mit dem Auto zu den Großeltern in den Schwarzwald? Klar, 5 Koffer müssen mit und der Zeitunterschied von 4 Stunden mit dem Auto und fast 7 mit dem Zug (ohne die über 1 1/2 Stunden Busfahrt!!) sind einfach unakzeptabel, wenn man nicht gerade Fuzzy ist.


    Ihr solltet bei euren Überlegungen vielleicht wirklich mal weniger ideologisch vorgehen, sondern überlegen, was die Leute brauchen. Ich glaube schon, dass viele gerne öfter Bahn fahren würden, nur ist das Angebot leider oft miserabel. Zeit hat auch keiner unbegrenzt. Ich weiß, das ist ein Teufelskreis, aber da kann der Bürger, der einfach nur wohin muss nichts dafür, das hat mit Luxus oder sowas nichts zu tun. In einigen wenigen Städten scheint das mit der Bahn noch zu funktionieren, wenn man jung und möglicherweise Singel ohne Kinder ist. Aber spätestens bei der ersten Reise mit den Kleinkindern ist fast Sense mit Bahn. Da kann man halt nicht einfach hergehen und sagen, nimmste halt weniger mit... Und das ist nur ein Fall...

  • Hallo Harry,

    Zitat

    Original von Harry Weston
    ....aber z.B. halte ich die Steuerbefreiung für Neuwagen für absoluten Quatsch. ..... Trotzdem, die Steuerbefreiung für Neuwagen weg...


    bist wohl der Zeit etwas hinterher?
    Seit dem 31.12.2005 gibt es für Neuwagen in Deutschland keine Steuerbefreiung mehr!
    Gruß
    Rainer

  • Zitat

    Warum fahren denn alle so gern mit dem Auto statt öffentlich?? Vielleicht sollte man sich das lieber mal überlegen und wird dann feststellen, dass die Eisenbahn gewissen Ansprüchen der heutigen Mobilitätsansprüchen nicht (mehr!) gerecht wird.


    Das gilt nicht nur für die Eisenbahn, sondern für den gesamten Bereich des ÖPNV.


    Häufig werde ich von auswärtigen Bekannten oder Kunden angesprochen, das wir „auf einer so kleinen Insel“ (ich wohne in Westerland auf Sylt) eigentlich ja keine Autos benötigen würden. Es würden ja genug Busse fahren und man könnte ja überall mit dem Fahrrad hinfahren.... Stimmt zwar eigentlich, wenn, ja wenn da nicht der Zeitfaktor und die Witterung eine Rolle spielen würden. Ab Windstärke 8 und Regen mit dem Fahrrad fahren grenzt an Masochismus.
    Übrigens erstreckt sich Sylt ca. 40 Km von Nord nach Süd und ca. 13 km in der größten Breite.
    Mit dem Stadtbus zur Arbeit zu fahren, dauert von meiner Wohnung doppelt so lange, wie zu Fuß bis zur Arbeit. Und der Fußweg zu und von den Bushaltestellen ist auch noch einmal ca. 1/3 des direkten Weges. Deswegen gehe ich jeden Morgen ca. 15 Minuten zu Fuß zur Arbeit und die Kinder fahren mit dem Rad oder gehen auch zu Fuß zur Schule. Und wenn dann so ein schönes Mistwetter ist, werden wir eben von meiner Frau mit dem Auto gefahren. Was nützt das beste ökologische Verhalten, wenn man den halben Vormittag die Feuchtigkeit aus der Kleidung verdampft. Die Stadtbuslinien werden auch nur recht halbherzig betrieben, an den meisten Haltestellen gibt es keine Wartehäuschen. Aber dafür haben wir in anderen Ortschaften viele Reetgedeckte Wartehäuschen. Durch Haltestellenabstände von teilweise unter 200m wird die Fahrzeit überproportional lang. Außerdem muss auch noch die Zeit für die Fahrradmitnahme bei den Bussen mit in den Fahrplan eingerechnet werden. So kann man niemanden überzeugen, vom eigenen PKW auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen.


    Und für die Einkäufe einer Familie benötigt man schon eine gewisse Ladekapazität, oder man hat halt soviel Zeit, seine Einkäufe in vielen Einzellasten zu transportieren. So kommt es halt, das auch bei uns die Einheimischen, wie überall, mit dem PKW aller Größenklassen umherfahren.


    Mit dem Firmenwagen lege ich in der Regel an jedem Arbeitstag zwischen 30-80 Km auf der Insel zurück. Es hat aber auch genügend Tage gegeben an denen ich über 120 Km gefahren bin.


    Solche Strecken werden auch von vielen Insulanern gefahren, die außerhalb von Westerland wohnen. Die Fahrzeit List-Westerland mit dem häufig überfülltem Bus beträgt ca. 35 Min. Mit dem PKW braucht man nur die halbe Zeit und hat seine private Umgebung.
    So kann der ÖPNV nicht überzeugen.


    Privat nutzen wir sehr häufig die Bahn in Richtung Hamburg, hier können Preis und Geschwindigkeit überzeugen. Auch wenn die Bahn früher schneller fuhr.


    Gruß


    Michael B

  • Hallo Andreas!


    Laß mich kurz ein paar Bemerkungen zu Deiner Argumentation machen :)



    Zitat

    Original von AndreasZ
    Hä, warum?? Aus Umweltgründen ist das mehr als sinnvoll!


    Aus Umweltschutzgründen sollte man alte Autos hoch besteuern. Aber es gibt nicht nur eine ökologische, sondern auch eine soziale Seite. Die Leute fahren keine alten Karren, weil sie sie toll finden, sondern weil sie kein Geld für ein neueres haben. So notwendig es wäre, es wäre m.E. sozial ungericht.



    Zitat

    Nochmal hä?? wo?? Beispiele? Also den Herstellern, die ich kenne, geht's prima und die Lieferzeiten werden länger...


    Sehr viele Autohersteller haben Absatzprobleme. Ein Hauptgrund dafür sind die Rabbatschlachten insbesondere in den Vereinigten Staaten. Guck Dir allein die Krisen bei Daimler-Chrysler, General Motors, VW oder Fiat an.


    Link. Aber ich will nicht vom Thema abkommen.


    Zitat


    Das spricht wieder ein Auto-Experte, oh mein Gott...
    Das würde dann quasi alle betreffen oder gibt's irgendwo die von dir angesprochenen "Familienkutschen" unter 100 PS? So ganz nebenbei ist ein Auto mit im Schnitt 1600 kg Leergewicht (!) mit z.B. 80 oder 90 PS so gut zu fahren wie ein 628.2 auf der Steilstrecke... Übrigens ist der Spritverbrauch und der Motorverschleiß dann überdurchschnittlich groß, bringt also nix - nur noch mehr Abgase, denn weniger leistung heißt nur mehr extrem spritfressenden Volllastbetrieb. Denn der Verbrauch und der Ausstoß von Schadstoffen steigt nicht so einfach proportional mit der eingetragenen Motorleistung. Aber ich bin mir sicher, dass das jemand der so fundiert gegen Autos wettert, bestimmt weiß...


    Ich wettere nicht gegen Autos. Aber ich denke, daß besonders große, spritverbrauchende Autos nicht notwendig sind. 100 PS war auch nur eine dahergesagte Zahl, mir geht es darum, daß Spritfresser auf den Straßen mit politischen Mitteln unattraktiv gemacht werden können.


    Zitat

    Und spätestens jetzt sollten einige hier nochmal drüber nachdenken, was "ideologiefrei" genau heißt...


    Dazu habe ich auch was geschrieben. Wenn man das Auto, wie vorgeschlagen, in den Städten malträtiert, dann kommen die Leute nicht mehr in die Städte. Sie fahren woandershin, mit fatalen Folgen für die innerstädtische Wirtschaft. Und auch was Pendler betrifft, ist eine Kombination aus Auto und ÖPNV die beste. Der riesige Parkplatz neben dem Wittener Hauptbahnhof ist kostenpflichtig. Alle Nachbarstädte sind weiter. Man weiß dort, daß man mehr Leute auf die Schiene kriegt, wenn man die Zubringer attraktiver macht. Und auch das Auto ist ein guter Zubringer. Wenn ich zwanzig Minuten im Zug sitze, aber vorher eine halbe Stunde im Bus (wo ich mit dem Auto höchstens zehn Minuten bräuchte), dann fahren viele Leute lieber gleich mit dem Auto durch. Und das nur, weil die Kommunalpolitiker nicht in der Lage sind, ein paar €uro Einnahmeausfälle zu kompensieren. Allein die höheren Steuereinnahmen durch eine höhere Gewerbesteuer, weil es dem innerstädtischen Handel guttut, könnte das auffangen.



    Zitat


    Ne, ich kenn's von der Autobahn: Ist irgendwo 'ne Spur dicht, werden die Autos nicht weniger...
    Nebenbei wird der Verkehrsfluss behindert, folglich mehr Stopp und Go, der Spritverbrauch verdoppelt sich dann schnell und man hat ein sehr sehr schönes Eigentor...


    Auch hierzu ein Beispiel aus dem Ruhrgebiet: Seit Ewigkeiten ist in Bochum-Laer die sogenannte Opel-Spange geplant. Bislang endet die A44 in Richtung Bochum vor dem Opelwerk, wer auf die NS7 (die Bochumer Stadtautobahn) wechseln will, muß die Wittener Straße benutzen, die im Berufsverkehr ohnehin ein Nadelöhr ist. Die Opelspange wäre nur eine Direktverbindung zwischen A44 und NS7, einmal ums Opel Werk 1 rum. Damit würde man die Wittener Straße stark entlasten (es ist übrigens die gleiche Wittener Straße, die im Thread über den neuen Bogestratunnel mehrfach erwähnt wird). Diese Verlängerung ist seit Ewigkeiten geplant, aber gerade im Hinblick auf die aktuelle Feinstaubdebatte (unabhängig von der fatalen Finanzpolitik der letzten 25 Jahre) ist nicht mit einer Umsetzung zu rechnen? Gibt es mehr Autos, wenn es mehr Straßen gibt? Ganz im Gegenteil, die Umweltbelastung würde abnehmen, weil die Autos eben nicht mehr jeden Tag im Stau stehen würden, sondern weil sie zügig auf die NS7 wechseln könnten. Aber soweit denkt die deutsche Politik wohl nicht.


    Zitat

    Warum fahren denn alle so gern mit dem Auto statt öffentlich?? Vielleicht sollte man sich das lieber mal überlegen und wird dann feststellen, dass die Eisenbahn gewissen Ansprüchen der heutigen Mobilitätsansprüchen nicht (mehr!) gerecht wird.


    Auch ein politisches Problem, leider :( Die Eisenbahn ist in Deutschland immer nur das Verkehrsmittel für die Leute gewesen, die sich kein Auto leisten konnten. Und die Misere begann nicht erst mit Kohls Bahnreform, sondern schon lange vorher, denn auch die Deutsche Bundesbahn hat Verbindungen gestrichen, Linien stillgelegt und vieles mehr. Ich selbst wohne neben einer stillgelegten Nebenbahn (Rheinischer Esel). Früher gab es Direktverbindungen aus Witten-Annen nach Dortmund-Löttringhausen und Bochum-Langendreer. Alles weg. Da fährt man halt lieber mit dem Auto zum Dortmunder Tierpark als umständlich mit Bus und Bahn. Dazu kommen die saftigen Preise (die zum 1.8. erneut außerplanmäßig um 5% erhöht werden), die viele Leute davon abhalten auf den ÖPNV umzusteigen. Viele Leute sehen es nicht ein, für viel Geld Bus und Bahn zu fahren, wenn sie ohnehin ein Auto vor der Tür stehen haben.