Schweres Zugunglück in Hordorf (Sachsen-Anhalt)

  • Wie viele sind es denn noch, auf denen die PZB fehlt?


    Und laut Spiegel-Informationen sollte die PZB auf dieser Strecke dieses Jahr (!) gebaut werden.

    Ohne Zahlen zu kennen oder nennen zu können - scheinbar zu viele!


    Laut DB-Netze-Kartenmaterial existiert meines Wissens schon seit mindestens 2007 streckenseitig PZB - und nun? Angeblich sind da teilweise auch nur "1000er" verbaut. Ich bin gespannt, welche Empfehlungen die EUB abgeben wird.

  • Die höchst kompetenten Bahnexperten beim Spiegel behaupten jetzt gar in Berufung auf die noch erfahreneren BILD-Reporter und unseren Verkehrsminister, Herrn Ramsauer, der Tf des Güterzugs habe gleich zwei haltzeigende Signale überfahren.


    Zitat

    Lokführer soll zwei Haltesignale übersehen haben


    Zitat

    Der 40-Jährige soll vor dem Zusammenstoß mit einem Regionalzug zwei Haltesignale missachtet haben. Das schreibt die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf einen ersten Bericht von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) an den Verkehrsausschuss des Bundestages. Demnach passierte der von der zweigleisigen Strecke aus Richtung Halberstadt kommende Güterzug am Samstagabend "sowohl das Einfahrvorsignal in der Stellung 'Halt erwarten' sowie das anschließende Halt zeigende Hauptsignal B, ohne diese zu beachten".


    http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,742786,00.html


    Na ja - geht ja nur um die Bahn, wer braucht da schon fundierte Berichterstattung und einen Reporter, der wenigstens ein Hauptsignal von einem Vorsignal unterscheiden kann?


    Andere Quellen berichten derweil, der Tf des Güterzuges wäre von der hinteren Lok gefahren, da die vordere beschädigt war. Dies wurde zwar bereits dementiert, aber das Gerücht hält sich hartnäckig.


    Es ist einfach nur bitter, was man in den Massenmedien an Unfug (hier sollte eigentlich ein Badword stehen) liest.

  • Andere Quellen berichten ebenso, dass vom Güterzug zumindest ein Halt zeigendes (Haupt-) Signal überfahren und daraufhin der Tf des Regionalzuges vom Fahrdienstleiter informiert wurde. Der Tf (des HEX) leitete sodann eine Schnellbremsung ein, die das Tfz noch von knapp unter 100 km/h auf knapp über 60 km/h herunterbremste, bevor die beiden Züge zusammenstießen.
    Unklar ist hier, was derweil beim Güterzug passierte. Bekam dessen Tf keinen Funkspruch vom Fdl. Bestand keine Möglichkeit eines Nothaltauftrages?

  • Was der Güterzug-Tf wohl gemacht hat? Wenn das Hirngespinst "Vorsignal missachtet, Hauptsignal überfahren, Weiche aufgeschnitten und beim Frei zeigenden Hauptsignal für die Gegenrichtung (das für den HEX) vorbeigefahren" stimmt und vielleicht nicht mal eine Schnellbremsung eingeleitet wurde, dann ist das schon recht seltsam.

  • Was der Güterzug-Tf wohl gemacht hat? Wenn das Hirngespinst "Vorsignal missachtet, Hauptsignal überfahren, Weiche aufgeschnitten und beim Frei zeigenden Hauptsignal für die Gegenrichtung (das für den HEX) vorbeigefahren" stimmt und vielleicht nicht mal eine Schnellbremsung eingeleitet wurde, dann ist das schon recht seltsam.


    Mag zwar extrem unwahrscheinlich sein, aber prinzipiell möglich ist es - die schlechte Sicht am Unfallort mag das noch begünstigt haben.

  • Die letzten beiden Punkte (Weiche aufgeschnitten, Vorbeifahrt am Signal der Gegenrichtung) stimmt wohl recht sicher, da es ein Foto zeigt.
    Die schlechte Sicht darf keine Ausrede sein, sollte der Tf wirklich am Halt zeigenden Signal vorbeigezischt sein. Ausrede wird es vermutlich gar keine geben, denn so etwas darf einfach nicht passieren. Aber leider reichen manchmal einige unachtsame Sekunden, die man in Gedanken schwelgt; vorhandene Zugsicherung hätte vielleicht die Gedanken entfernt... :(

  • Zitat

    Aber leider reichen manchmal einige unachtsame Sekunden, die man in Gedanken schwelgt;


    Da muss man ja nichtmal verträumt in die Gegend blicken, da reicht es schon, wenn man mal 'ne Flasche Wasser aus dem Rucksack pfrimelt um das Vr zu übersehen und beim Wegpacken das Hp... gut, das klingt abwegig, aber solche Zufälle passieren nunmal.


    Zitat

    (Weiche aufgeschnitten, Vorbeifahrt am Signal der Gegenrichtung)


    Von da aus ist es ja nun zur Unglücksstelle nicht mehr so weit; selbst wenn er da durchgerissen hätte... kann man nicht sagen, ob's gereicht hätte.

  • Zumal wenn sich das bewarheitet und er wirklich von der 2 Lok aus gefahren sein sollte, die Sichtbehinderung durch die erste Lok noch dazukommt.
    Ob er dies gemacht hat würde sich aber dank PZB herausfinden lassen.

  • Von da aus ist es ja nun zur Unglücksstelle nicht mehr so weit; selbst wenn er da durchgerissen hätte... kann man nicht sagen, ob's gereicht hätte.

    Gereicht hätte es vermutlich nicht, aber der Güterzug hätte zumindest verlangsamt werden können.

    Zumal wenn sich das bewarheitet und er wirklich von der 2 Lok aus gefahren sein sollte, die Sichtbehinderung durch die erste Lok noch dazukommt.

    Ist es überhaupt erlaubt von der 2. Lok aus zu fahren, ohne Spitzenverschieber (-rangierer)? Zumal bei dem dichten Nebel?

  • Ist es überhaupt erlaubt von der 2. Lok aus zu fahren, ohne Spitzenverschieber (-rangierer)? Zumal bei dem dichten Nebel?[/quote]


    Ääähm... nein? Wäre es nicht? Die Spitze des Zuges ist _grundsätzlich_ zu besetzen!


    Und dass der Tf von der zweiten Lok gefahren sei, wurde bereits von der Polizei dementiert, soweit ich es in Erinnerung habe. Mit anderen Worten: Es ist vermutlich völliger QUATSCH, den sich irgendein Zeitungsreporter (das sind die, die auch nen Tf und nen Zf nicht auseinanderhalten können) aus den Fingern gesaugt oder durch Unkenntnis aus irgendwelchen Fakten hergeleitet hat.


    Ich würde dieses Hirngespinst in der Diskussion lieber beiseite lassen - sorry.

  • Es hieß doch, dass man den Tf nach dem Unglück auf der zweiten Lok gefunden hätte. Vermutlich ist er nach dem Unglück von der vorderen Lok abgestiegen und auf die hintere, um von dort aus per Funk Hilfe zu holen. Dass sich daraus natürlich für einen Zeitungsreporter ableitet, der Tf sei die ganze Zeit auf der hinteren Lok gewesen, liegt garnicht so fern. Technisch ist das Fahren von der zweiten Lok aus ohne Weiteres möglich. Wird aber in diesem Fall, wie schon gesagt, nicht so gewesen sein.

  • Richtig, dass er auf der zweiten Lok war, um Hilfe zu holen / den Motor abzuschalten und den Zug zu sichern / etc., ist imho die plausibelste Theorie. Und wie gesagt - wie sehr man sich auf Medienberichte zur Bahn verlassen kann, brauche ich ja nicht auszuführen.

  • Ich würde dieses Hirngespinst in der Diskussion lieber beiseite lassen - sorry.

    Ich hab ja nur nachgefragt - immerhin kenne ich weit nicht alle Vorschriften in D ;)


    Somit scheint klar zu werden, dass der Rest meiner "Hirngespinste" Wahrheit erlangen wird...


    Edit: Achtung, Qualitätsberichterstattung: http://www.abendblatt.de/vermi…hr-zwei-Haltesignale.html

  • Es wird auch vermutet das der Tf des Güterzuges sich in Routine verloren hatte. Der Güterzug hatte 2 Std. Verspätung und hätte, wenn er pünktlich gewesen wäre, freie Fahrt gehabt. Aus diesem Grund wird vermutet das der Tf sich nicht auf die Signalbilder konzentriert hat.

  • Als ich gelesen hab, dass der Zug an dem Tag 2 Stunden Verspätung hatte, ist mir das auch als erstes in den Kopf geschossen. "Ausrede" ist das trotzdem eine schlechte, sondern nur eine Erklärung :huh:

  • Wir hatten gestern die Thematik dieses Unfalls bei uns im Betrieb besprochen und angeschnitten. Was letztendlich wirklich Ursache für dieses Unglück war, wird man wohl wahrscheinlich nie zu 100% klären können. Fakt ist jedoch, dass die Schuld an dem Unfall auf Seiten des Güterzuges liegt. Offen ist, ob es Lokführerschuld oder technisches Versagen war - letztendlich ist hier dann der EBA-Unfallbericht ausschlaggebend. Die ganze Medien-Schuldumherschieberei ist mehr als lächerlich, insbesondere bei diesen hochwertigen Berichtserstattungen, bei denen der Lokführer erst zwei halt zeigende Signale überfahren haben soll, von der 2. Lok aus gefahren ist, da abgesprungen sei, und plötzlich werden dann noch irgendwelche Helden gekürt.


    Meine persönliche Theorie ist die der Verkettung unglücklicher Umstände. Der Gz-Tf war kurz unachtsam, hat aber im Voraus auch durch die schlechte Witterung das Vorsignal nicht kommen sehen, und nimmt das Vorsignal nicht wahr. Durch die fehlende technische Sicherung erfolgt keine Zwangsbremsung, der Gz rollt ungebremst weiter. Entscheidend wäre zu wissen, hat der Tf das Hauptsignal noch wahrgenommen und eine Notbremsung eingeleitet? Das er später auf der zweiten Lok aufgefunden wurde, mag vielleicht daran liegen, das er von dort den Notruf abgesetzt hat. Ob das so war? Man wird nur abwarten können.


    Auf jeden Fall ein tragisches Ereignis, das wieder beweist, warum die technische Sicherung durch PZB und LZB lebenswichtig für den Eisenbahnverkehr ist. Und sehr gut finde ich auch die Reaktion von unserem Vorstandsvorsitzenden, der angekündigt hat, auf freiwilliger Basis alle Strecken, auf denen diese Einrichtungen noch nicht vorhanden sind, die PZB nachzurüsten. Auch wenn es bei weniger als 100 km/h nicht erforderlich wäre.

  • Wobei Patrick das Übersehen einen Signals der fehlenden Strecken und SIgnalsstandortskenntnis zu schulden wäre.
    Diese Problematik ist allgegenwertig, es fahren heutzutage Dresdener Cargo Lokführer schon mal in Hamburg in die Hafenbahn auf gut Glück


    Gruß Andre´

  • Fehlende Streckenkunde braucht's da nicht einmal. Auch normale Unaufmerksamkeit und späteres unterbewusstes Denken, das Signal wäre grün gewesen - sonst hätte man es ja bemerkt - reicht. Menschen sind nun mal nicht perfekt.


    Ob der Tf wirklich streckenunkundig war, wäre erst noch zu klären.


    Der Gz-Tf hat ja glücklicherweise überlebt und wird hoffentlich auch zur Klärung der Unfallumstände beitragen können.