U-Bahn München: brutale Fahrgäste

  • Das Christentum stellt genauso den Anspruch, die einzig seligmachende Religion zu sein.


    Überhaupt geht es hier um gesellschaftliche Probleme, nicht um religiöse. Religion ist Opium fürs Volk. Jede Glaubenslehre enthält einen Moralkodex, der das Zusammenleben der Menschen in der Gemeinde regeln soll. Ob das jetzt die islamische oder die christliche Moral ist, beide sind Jahrhunderte alt und waren zur Zeit ihrer Entstehung sicher sinnvoll.
    Heutzutage sind diese Vorstellungen längst überholt.


    Sex macht Spaß, ist gesund und kann bei entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen risikenfrei genossen werden. Also wieso immer noch diese Prüderie?
    Die Entstehungsgeschichte des Universums, dieses Sonnensystems und des Lebens auf der Erde ist bekannt, also wozu an Gott glauben? (von der katholischen Kirche red ich ja am besten gar nicht)
    Wenn ich an was glaube, dann an mich und wenn jetzt jemand sagt, "aber Gott ist ja in dir!" dann solls mir recht sein.


    Was ich sagen will ist, dass der Glaube ein Instrument ist, um Gesellschaften zu steuern. Man soll sich nicht gegen Ungerechtigkeiten auflehnen, weil die sind gottgegeben.
    Man soll ja nicht den Mund aufmachen, weil Gott will, dass man sich dieser Prüfung unterzieht.


    Das Beispiel mit dieser japanische Gemeinde zeigt doch: Sie leben abgekapselt und angepasst, weil sie einen sozialen Status haben, der das fördert.
    Der Abschaum der Gesellschaft zu sein, wie es Menschen mit Migrationshintergrund nunmal sehr häufig sind, fördert eben ein anderes Verhaltensschema.


    In den Slums von Rio leben keine Ausländer. Alles Brasilianer. Aber dort kommt man mit Höflichkeit nicht weit, sondern mit Durchsetzungsvermögen. Wie auch immer.


    lg fuxi

  • Nur eine kleine Korrektur, weil oft falsch zitiert: Im Original heißt es "Opium des Volkes..." (Marx)


    Lenin wandelte es jedoch ab in "Religion ist das Opium für das Volk", meist wird jedoch auf das erstere Zitat reflektiert (weil bekannter) - jedoch das "Zweite zitiert". Aber das nur mal am Rande.


    Gruß
    Albrecht

  • Hallo :) ,

    Zitat

    Original von fuxi222
    Religion ist Opium fürs Volk.


    Und wenn die gesellschaftlichen Zustände ein so hohes Maß erreichen würden, dass das Volk quasi kein Opium mehr nötig hätte, glaubst du, es würde dann keine Religion(en) mehr geben?


    Zitat

    Original von fuxi222
    Die Entstehungsgeschichte des Universums, dieses Sonnensystems und des Lebens auf der Erde ist bekannt, also wozu an Gott glauben?


    Das scheint mir leicht übertrieben zu sein :D .
    Ja, es gibt Theorien, die nicht selten revidiert bzw. im Kontext neuer Forschungsergebnisse angepasst werden müssen. Oder gibt`s etwa schon die Quantengravitation? :P
    Aber das Kernproblem ist doch, dass keine Theorie dir erklären kann, warum überhaupt etwas ist und nicht Nichts.
    In diesem Sinne kann man zwar nicht beweisen, dass Gott die Welt erschaffen hat, genausowenig kannst du aber beweisen, dass das nicht der Fall ist. Und diese grundlegenden Fragen -so meine Meinung-werden die Naturwissenschaften auch mit weiteren Erkenntnissen nicht beantworten können, weil das über ihren Horizont hinausgeht.
    Aber an Gott glauben hieße dann an eine letzte Sinnhaftigkeit des Universums und des Menschen zu glauben, wobei man da natürlich abhängig von der Religion (oder auch Philosophie) noch sehen muss: Ist das ein Gott, der die Welt nur wie ein Uhrwerk aufgezogen hat und dann sich selbst überlässt? Ist das ein Gott mit persönlichen Zügen, den du quasi per "Du" ansprechen kannst, usw.
    Wenn man aber nur die Naturwissenschaft sieht, ist es die Frage, ob die Vernunft, die nach Antworten sucht auf das Woher-Wohin, wirklich zufriedengestellt werden kann.
    Ist das nicht eher ein Wissenschafts-Aberglaube?


    Gruß
    KBS-146-Fan

  • @kbs-146-fan:


    Natürlich werden immer Fragen offen bleiben, in Wahrheit ist es ja so, dass jede Antwort mindestens 2 neue Fragen aufwirft (hat mal irgendein gescheiter mensch gesagt... :D ).


    Aber wie relevant ist das eigentlich für das tägliche Leben? Ich weiß, dass mein Körper durch Proteinsynthese aus dem entstanden ist, was meine Mutter gegessen hat. Mein Gehirn besteht aus Milliarden von Zellen, die elektrische Impulse leiten, die ich als Gedanken wahrnehme. Für mich stellt sich die Frage nach der Einzigartigkeit des Menschen in der Natur nicht.
    Der Mensch ist nichts weiter als ein folgerichtiger Schritt in der Evolution. Klar, er ist der einzige, der darüber reflektiert, aber das ist ja auch sein Selektionsvorteil in diesem Prozess.
    Und irgendwann stirbt man, die Impulse im Gehirn setzen aus und aus. Ob man das dann Nirvana oder Himmel oder Hölle nennt ist ja egal. Aber ich weiß, dass ich nur was erreichen kann, solange ich lebe. Es gibt kein Davor und kein Danach.


    Weichen wir eigentlich grad vom Thema ab? :rolleyes:


    Zitat

    Und wenn die gesellschaftlichen Zustände ein so hohes Maß erreichen würden, dass das Volk quasi kein Opium mehr nötig hätte, glaubst du, es würde dann keine Religion(en) mehr geben?


    Ich bin überzeugt davon, dass es andere Regulative gibt, die das Zusammenleben regeln können.
    Das Sein bestimmt das Bewusstsein. In unserem gesellschaftlichen Sein liegt halt ein egoistisches Bewusstsein näher, als ein kollektives.
    Vielleicht ändert sich das doch noch irgendwann...


    Wie die Menschen dann mit ihrer Spiritualität umgehen, weiß ich nicht. Aber gemeinschaftliche Rituale wird es vermutlich immer geben.


    lg fuxi

  • @ Stevoo und KBS146-Fan


    Interessante Diskussion, aber Ihr habt einen entscheidenden Denkfehler: Es spielt doch überhaupt gar keine Rolle, wie normale Menschen die Bibel interpretieren (ich verstehe sehr wohl was von der Talionsformel, im Gegensatz zu Dir bin ich nämlich kein theologischer Laie), sondern es geht darum, daß in der Bibel genug Dinge stehen, mit denen christliche Fundamentalisten Verbrechen rechtfertigen.


    @ Patrick


    Islamismus ist eine fundamentalistische Einstellung, es gibt Millionen friedlicher Mohammedaner. Du beschreibst da vorhandenen Fundamentalismus, wir sind uns doch einig, daß es den gibt, und niemand streitet ab, daß miese gemeine Mörder wie Osama bin Laden ihre Verbrechen mit ihrer Religion rechtfertigen. Das sind Kriminelle, Terror ist aber die Verbreitung von Angst und Schrecken, und zu Terroristen werden sie erst von westlichen Gesellschaften gemacht.


    Ich hab mir mal ein paar Zahlen besorgt:


    150.000 Deutsche sterben jedes Jahr an den Folgen des Rauchen, 50.000 Deutsche sterben jedes Jahr an den Folgen von Alkoholmißbrauch. Hunderte Deutsche werden Jahr für Jahr auf der Straße von Besoffenen plattgefahren. 6.000 Tote im Straßenverkehr, vor Airbag und Sicherheitsgurt waren das mal 20.000. 15.000 Tote jedes Jahr durch Ärztepfusch. Warum haben wir Angst vor AlQaida? Warum haben wir keine Angst vor Reisebusfahrern? Oder vor LKW-Fahrern? Da sind Schläfer unterwegs, die sind wirklich gefährlich.

    Einmal editiert, zuletzt von Harry Weston ()

  • Zitat

    150.000 Deutsche sterben jeden Tag an den Folgen des Rauchen


    Dann sind wir ja endlich in einem halben Jahr ausgestorben. :D

  • Hallo Harry :) ,


    Zitat

    Original von Harry Weston
    Interessante Diskussion, aber Ihr habt einen entscheidenden Denkfehler: Es spielt doch überhaupt gar keine Rolle, wie normale Menschen die Bibel interpretieren


    Das war ja auch eher ein Exkurs, außerdem: welcher Mensch ist schon normal bzw. was ist das? ;)


    Zitat

    Original von Harry Weston
    ich verstehe sehr wohl was von der Talionsformel, im Gegensatz zu Dir bin ich nämlich kein theologischer Laie


    Dann bin ich ja beruhigt, Harry :) , wenn ich mal kompetente Antworten haben will, kann ich mich dann ja jederzeit an dich wenden; ich gehe mal davon aus, dass du auch die Quellen in Hebräisch, Griechisch und Latein beherrschst und nicht nur meinst, du hast die eine oder andere Vorlesung mal besucht. :P


    Zitat

    Original von Harry Weston
    Warum haben wir Angst vor AlQaida? Warum haben wir keine Angst vor Reisebusfahrern? Oder vor LKW-Fahrern? Da sind Schläfer unterwegs, die sind wirklich gefährlich.


    Gegenfrage Harry:
    Warum überhaupt immer nur von Angst reden?
    Angst ist bekanntlich ein sehr schlechter Ratgeber, ob nun die Angst vor AlQuaida, AKWs, Bahnprivatisierung, grüne/rote/weisse Gentechnologie oder sonst was. Sorgen kann, soll oder muss man sich machen, aber immer nur von Angst zu reden oder Ängste vor allen möglichen Dingen gar zu schüren sollte man wohl insgesamt besser vermeiden.


    Gruß
    KBS-146-Fan


    EDIT: Rechtschreibung

  • Zitat

    Original von Harry Weston
    Du beschreibst da vorhandenen Fundamentalismus, wir sind uns doch einig, daß es den gibt, und niemand streitet ab, daß miese gemeine Mörder wie Osama bin Laden ihre Verbrechen mit ihrer Religion rechtfertigen. Das sind Kriminelle, Terror ist aber die Verbreitung von Angst und Schrecken, und zu Terroristen werden sie erst von westlichen Gesellschaften gemacht.


    Das halte ich für eine zu pauschale Aussage. Bin Laden beispielsweise ist keiner von denen, die wegen der westlichen Welt in Armut leben musste, er war immer stinkreich und stammt aus gutem Hause. Gleiches gilt für etliche weitere Attentäter. Natürlich spielt auch die verlogene Politik beispielsweise der USA eine Rolle, aber zu sagen, grundsätzlich sei der Westen an allem schuld, ist nicht richtig.


    Was die Angst-Sache angeht stimme ich KBS-146-Fan absolut zu.


  • Ich habe keine Angst davor wegens Rauchen zu strerben, weil ich eben nicht rauche. Und wenn ichs tun würde wär ich wahrscheinlich so high davon, dass ich die paar Jahre weniger eben hinnehmen würde. Es wäre jedenfalls meine eigene Entscheidung. Und passiv zu rauchen muss man nach heutiger Gesetzteslagekaum noch erdulden. Tod durch Alkohol trifft mich eben auch nicht, da ich fast nie welchen trinke, falls doch -> meine Entscheidung. Ja im Straßenverkehr könnte ich verunglücken, das ist leider das Schicksal der motorisierten Gesellschaft. Da heißt es eben einfach vorsichtig sein. Helm tragen beim Radfahren, sichere Verkehrsmittel wählen. Nun, was soll man gegen Ärztepfusch tun. Wenn es keine Ärzte gebe wäre diese Zahl sicher noch höher. Doch ich habe neuerdings ein beklemmendes Gefühl in bestimmten Stadtteilen mit dem ÖPNV zu fahren, dabei habe ich am geringsten Angst vor einem organisierten Anschlag. Die Wahrscheinlichkeit auf einen 6er im Lotto wäre vermutlich höher. Jedoch Zusammengeschlagen zu werden, weil ich wieder mal meine Klappe nicht halten konnte und jemanden im U-Bahnhof auf das Rauchverbot angesprochen habe, ja davor habe ich schon Angst. Diese Angst muss man aber nicht unbedingt hinnehmen und daher ist sie es wert darüber zu reden und zu hinterfragen warum sowas eigentlich passiert ist. Im Gegensatz zu Verkehrsunfällen liegt bei Übergriffen ein Vorsatz vor, deren Ursache man sich mal anschauen sollte. Denn ach deiner Argumentation könnte ich sonst sogar schlimme Kindsschändigung genauso gut einfach so hinnehmen, denn sie wären ja immerhin im Vergleich zu den Rauchertoten ein unwesentliches Problem.

    Einmal editiert, zuletzt von Patrick Schardien ()

  • Osama bin Laden ist ein mieser, gemeiner, feiger, hinterhältiger Mörder, und wenn der wider Erwarten doch nochmal geschnappt werden sollte, gehört dieser Mann für Jahrzehnte in ein Gefängnis gesteckt. Da müssen wir überhaupt nicht drüber reden. Wohl aber darüber, daß er so einen enormen Zulauf hat. Und auch darüber, daß sich demokratische Gesellschaften so eine Angst machen lassen.


    Wie kann man verhindern, daß man in der U-Bahn zusammengeschlagen wird? Darum geht es ja, man muß solche Straftaten im Vorfeld verhindern, nicht warten, bis sie passieren und dann härtere Strafen fordern.


    Es muß mehr präventiv und repressiv passieren. Wir brauchen bereits im Vorfeld mehr Sozialarbeiter in den Jugendämtern, mehr Erzieher in Jugendzentren, mehr Betreuung in den Schulen. Wir dürfen die Kinder nicht länger sich selbst überlassen.


    Bis 1984 war das Fernsehen öffentlich-rechtlich und es gab nur eine überschaubare Zahl von Programmen, eine beschränkte Dosis sozusagen. Seit der Wende von Bundeskanzler Helmut Schmidt zu Helmut Kohl wurden Milliarden in die Programmvermehrung und in die Kommerzialisierung gepumpt. Die Folgen für das Wissen und den Bildungsstand wie auch für die Gewaltbereitschaft sind bereits Ende der siebziger Jahre vorhergesagt und heftig diskutiert worden. Allerdings fehlte damals die handfeste naturwissenschaftliche Erkenntnis darüber, was eine mediale Dauerberieselung in den Köpfen und Seelen der Menschen auslöst. Inzwischen ist die Forschung weiter. Vorsicht Bildschirm! warnt beispielsweise der Ulmer Hirnforscher Manfred Sptizer, der den Einfluss der elektronischen Medien auf Gehirnentwicklung, Gesundheit und Gesellschaft untersucht hat.


    Doch unsere Meinungsführer in Politik und Publizistik, in Wissenschaft und Wirtschaft blenden diese Erkenntnisse weitgehend aus. Diesen beschränkten Blickwinkel habe ich persönlich beispielhaft erfahren, als ich mich als Leiter der Planungsabteilung im Bundeskanzleramt ab 1978 mit den Folgen der Kommerzialisierung des Fernsehens und der Programmvermehrung für unsere Gesellschaft beschäftigt habe. Von interessierter Seite - konkret: seitens der interessierten Medienkonzerne, der am Ausbau des Fernsehgeschäfts interessierten Industrie und der damaligen Oppositionsparteien CDU und CSU, allen voran der spätere Postminister Schwarz-Schilling - reagierte man aggressiv darauf. Die Aggressionen gegen diese Aufklärung über die Folgen einer derartigen Kommerzialisierung hatten zudem einen handfesten, finanziellen Hintergrund: Die Ministerpräsidenten der CDU/CSU-regierten Länder beträngten den damaligen sozialdemokratischen Bundeskanzler Helmut Schmidt, mehrere hundert Millionen Mark für die Verkabelung von zwölf deutschen Städten auszugeben. Damit wollten sie die Vermehrung der Fernsehprogramme ermöglichen, was wiederum Voraussetzung für die Kommerzialisierung war.


    Die meisten unserer damaligen Prognosen haben sich als richtig erwiesen: Die Infantilisierung der Gesellschaft schreitet voran, unter maßgeblichem Einfluss der kommerzialisierten Fernsehprogramme; die Bereitschaft, Gewalt anzuwenden, wächst.


    Aus: Albrecht Müller - MachtWahn. Wie eine mittelmäßige Führungselite uns zugrunde richtet.


    Ein Staat, der Stadtteilbibliotheken und Jugendzentren schließt, der Sozialarbeiterstellen abbaut und im Gegenzug kommerzielles Fernsehen alimentiert, der braucht sich nicht zu wundern, wenn die seelische Verwahrlosung junger Menschen am unteren Ende unserer Gesellschaft zunimmt, ebensowenig wenn die Gewaltbereitschaft zunimmt. Wie kann man im Jahr 2007 also gegen Gewalttaten vorgehen? Indem man die Ursachen bekämpft, so und nicht anders kann man die Kriminalitätsrate nachhaltig senken. Jugendliche, die eine Lebensperspektive haben, die nicht Hartz 4 heißt, werden nicht kriminell, wer Hoffnung hat, der wird Dich nicht zusammenschlagen, wer zivilisierten Umgang miteinander gelernt hat, der wird Dir nichts tun. Es sind verzweifelte Menschen ohne Hoffnung auf ein besseres Leben, es sind ganz schwache Menschen am unteren Ende unserer Gesellschaft, die ihre Verzweiflung damit kompensieren, daß sie sich stark fühlen, wenn sie einen wehrlosen Rentner zusammenschlagen, oder auch ein wehrloses Forumsmitglied.


    Damit wir uns nicht mißverstehen: Das sind Erklärungen, keine Entschuldigungen! Das sind Straftaten, schwere Straftaten, die nach geltendem Strafrecht gesühnt werden müssen. Sie müssen aber auch gesühnt werden, laßt mich ein Beispiel von einem jungen Erwachsenen aus Witten nennen. Ein Mann, Anfang 20, etwas jünger als ich, war bereits mehrfach auffällig. Der hat sich gewaltsam Zugang in die Nachbarwohnung verschafft und hat den Nachbarn zusammengeschlagen, er hat eine schwangere Frau, deren Kindsvater er war, solange gestalkt, bis die Frau das Kind abgetrieben hat, der hat mehrere Kneipenschlägereien angezettelt und vieles mehr. Nicht weniger als acht Verfahren wegen schwerer Körperverletzung wurden gegen diesen Mann eingestellt - wegen mangelndem öffentlichen Interesse. Nun möchte ich nicht behaupten, daß das öffentliche Interesse tatsächlich nicht vorhanden gewesen sei. Nein, Staatsanwaltschaft und Justiz sind einfach überlastet. Die haben soviel zu tun, daß die sich um eine gestalkte schwangere Frau von 20 Jahren nicht kümmern können. Letztes Jahr stand er doch vor Gericht, weil er in einer Diskothek eine Frau krankenhausreif geschlagen hat - da es seine erste Verurteilung war, gab es eine Bewährungsstrafe. Da versagt unser Justizsystem. Es sind nicht die zu geringen Strafen, es ist die Überlastung der Justiz. Wir brauchen keine härteren Strafgesetze, wir brauchen mehr Richter, mehr Staatsanwälte, aber auch mehr Polizisten auf den Straßen, die Polizei muß mehr Präsenz zeigen. Wenn nicht erst zahlreiche Verfahren wegen Überlastung der Justiz eingestellt werden, dann ändert sich vielleicht was.


    Soweit dazu, jetzt möchte ich noch etwas zu den hier angesprochenen Boot Camps und dem "Erziehungscamp" von Lothar Kannenberg sagen. Lothar Kannenberg ist ein mehrfach wegen Gewalttaten vorbestrafter ehemaliger Boxer, der dieses Camp gemeinsam mit mehreren, ebenfalls wegen Gewalttaten vorbestraften Männern leitet - eine pädagogische Ausbildung hat weder Herr Kannenberg noch seine "Respekttrainer". Gegen Herrn Kannenberg läuft derzeit ein Ermittlungsverfahren wegen Mißhandlung Schutzbefohlener. Ob man sowas als empfehlnswert bezeichnen möchte, lasse ich einmal außen vor.


    Ich habe passend zum Thema das Buch "Boot Camp" von Morton Rhue gelesen, der als Autor mehrerer sehr bekannter Jugendbücher (u.a. "Die Welle") wohl allen hier ein Begriff sein dürfte. In diesem Buch wird die menschenverachtende Situation in einem US-amerikanischen Boot Camp für Jugendliche beschrieben. Ein Camp namens "Lake Harmony", das erziehungsschwierigen Jugendlichen einen Weg zurück ins Leben ermöglichen soll. Mich hat es eher an Orwells "Ministry of Love", die Haft- und Folteranstalt für politische Gefangene in seinem dystopischen Roman 1984 erinnert. In beiden Romanen haben die Hauptfiguren Freundinnen, die etwa mit 20 und schwarzhaarig sind, am Ende zerbricht ihre Liebe zu den Frauen durch die Gehirnwäsche, sei es in Camp Harmony oder im Ministry of Love. Seltsamerweise ist keinem Rezensenten diese Parallele aufgefallen. Wie dem auch sei, in zivilisierten Staaten hat so etwas nichts zu suchen. Staaten, die solche Einrichtungen unterhalten oder auch nur zulassen, können den Anspruch "the land of the free and the home of the brave" nicht halten.

  • Gestern war es in der taz nur eine Randmeldung wert, keine große Schlagzeile in der Bildzeitung, keine hessischen Ministerpräsidenten die sich einschalten. Rechtsradikale Jugendliche haben vorgestern in der Hamburger U-Bahn zwei Afrikaner zusammengeschlagen. Die Täter wurden nach der Vernehmung auf freien Fuß gesetzt.


    Aber das ist halt kein "Rassismus gegen Deutsche", rechtsradikale Übergriffe sind Einzelfälle, während die Türken ja alle in ihren Wohnzimmern schlachten und per se gewalttätig sind.

  • Na, es gibt wohl immer Fahrkartenabreißer, die ihren Job ein wenig zu ernst nehmen und dabei das Gewaltmonopol des Staates mißachten. Ich kann nur hoffen, daß die Münchner Staatsanwaltschaft das Verfahren nicht wegen mangelndem öffentlichen Interesse einstellt.

  • Etwa ein halbes Jahr nach dem kollektiven Aufschrei und der Feststellung, daß wir in einer zutiefst rassistischen Gesellschaft leben (allerdings richtet der Rassismus nur gegen Deutsche und kommt von unzivilisierten Ausländern, die ihre Frauen nach Lust und Laune ermorden und im Wohnzimmer Kühe schlachten), hat sich der deutsche Stammtisch angesichts der abgelaufenen Fußballeuropameisterschaft und der in Hessen drohenden kommunistischen Revolution anderen Dingen zugewandt. Die deutsche Justiz hat heute ihr Urteil gesprochen, achteinhalb und zwölf Jahre Haft für die Täter, der bayrische Ministerpräsident Beckstein will sie ausweisen lassen, allerdings ist nicht klar, ob dieser sein Amt über den 28. September hinaus behalten kann.


    Aber keine Sorge, es bildet sich Widerstand. Anständige deutsche Frauen haben eine Selbsthilfegruppe für weibliche Opfer des Rassismus gegen Deutsche gegründet. Deutsche wehrt Euch!

  • Zitat

    der bayrische Ministerpräsident Beckstein will sie ausweisen lassen


    Es war soweit ich es gehört habe Innenminister Herrmann.
    Deinen Beitrag versteh' ich grad mal wieder nicht...

  • Es waren beide, aber bei beiden stellt sich die Frage, wielange sie noch im Amt sein werden.


    Zitat

    Deinen Beitrag versteh' ich grad mal wieder nicht...


    Wenn Du das Thema nochmal ganz liest, dann wirst Du irgendwo Leute finden, die behaupten, in unserer Gesellschaft sei Rassismus gegen Deutsche vorhanden. Aber der deutsche Stammtisch interessiert sich inzwischen nicht mehr für Ausländerkriminalität, inzwischen sind es halt andere Dinge. Das kollektive Gedächtnis hält halt leider bloß ne Woche.

  • Zitat

    Original von Harry Weston
    Wenn Du das Thema nochmal ganz liest, dann wirst Du irgendwo Leute finden, die behaupten, in unserer Gesellschaft sei Rassismus gegen Deutsche vorhanden. Aber der deutsche Stammtisch interessiert sich inzwischen nicht mehr für Ausländerkriminalität, inzwischen sind es halt andere Dinge. Das kollektive Gedächtnis hält halt leider bloß ne Woche.


    Was das mit dem Urteil und der Ankündigung der Ausweisung zu tun hat, verstehe ich auch nicht. Der Stammtisch hat glaube ich den Prozess schon verfolgt, das Urteil halte ich auch für gerecht und absolut nicht rassistisch, und wenn man die Möglichkeit hätte, diese Schläger auszuweisen, dann sollte man sie wahrnehmen (dass man sie nicht unbedingt hat, kann man bei Bildblog nachlesen). Mit deutschen Schlägern egal welcher Couleur kann man das halt leider nicht machen.

  • Och, gewisse bayerische Politiker würden es glaub' ich schon fertigbringen, dass man deutsche Straftäter irgendwie in die Türkei ausweisen kann... :D